Wahl mit verbundenen Augen
Der neue "Patriarch von Alexandrien und ganz Ägypten" wird der 118. Nachfolger des heiligen Markus. Amtsvorgänger Schenuda III. war im März im Alter von 88 Jahren gestorben.
Die Wahl fällt in eine politisch extrem schwierige Zeit für die christliche Minderheit. Nach der Absetzung des langjährigen, autoritär regierenden Staatspräsidenten Hosni Mubarak erschwert wachsender islamischer Fundamentalismus den Christen, die hauptsächlich in Oberägypten und den großen Städten des Landes wohnen, das Leben.
Gehandelte Favoriten kamen nicht zum Zug
Zu Wochenbeginn hatte eine Wahlversammlung von 2.400 koptischen Geistlichen und Laien drei Bewerber in die Endrunde gewählt. Die nach dem Tod Schenudas III. als Favoriten genannten Kandidaten für das Patriarchenamt kamen allesamt nicht zum Zug.
Bei den drei Kandidaten handelt es sich um den Mönch und Rechtswissenschaftler Raphael Ava Mina (70) aus dem Kloster Mar Mina im Regierungsbezirk Alexandrien, weiter Bischof Raphael (58), ehemaliger Assistent des gestorbenen Papstes Schenuda III., derzeit Weihbischof in Kairo und Heliopolis, sowie Bischof Tawadrous (60), Weihbischof für Beheira. Raphael ist studierter Mediziner, Tawadrous Pharmazeut. Beide wurden 1997 zu Bischöfen geweiht. An der Amtseinführung des neuen Papstes am 18. November will auch Ägyptens Staatspräsident Mohammed Mursi teilnehmen.
Acht koptische Gemeinden in Deutschland
Die Kopten sind die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten. Sie führen ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück. Angaben über Mitgliederzahlen schwanken stark zwischen fünf und zwölf Millionen unter den insgesamt rund 80 Millionen Einwohnern Ägyptens. Eine wachsende Zahl von Kopten, mindestens eine halbe Million, lebt in anderen Ländern, davon schätzungsweise 6.000 in Deutschland. Hier gibt es acht koptische Gemeinden und zwei Klöster. Sitz des für die in Deutschland lebenden Kopten zuständigen Bischofs ist Höxter in Ostwestfalen.