"Hüten wir uns vor der Perversion des Klerikalismus"

Papst Franziskus warnt vor "klerikalisierten Laien"

Veröffentlicht am 29.06.2022 um 12:27 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ "Der Geistliche, der zum Kleriker wird, hat einen falschen Weg eingeschlagen", mahnt Papst Franziskus. Noch schlimmer seien aber die "klerikalisierten Laien". Katholiken warnt er zudem vor einer rückwärtsgewandten Weltsicht.

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Papst Franziskus hat vor Klerikalismus und "klerikalisierten Laien" gewarnt. "Der Geistliche, der zum Kleriker wird, hat einen falschen Weg eingeschlagen", mahnte der Papst am Mittwoch bei einer Messe zum Patronatsfest Peter und Paul im Petersdom. Noch schlimmer seien aber die "klerikalisierten Laien". "Hüten wir uns vor der Perversion des Klerikalismus", so Franziskus.

Weiter warnte der Papst Katholiken vor einer rückwärtsgewandten Weltsicht. "Wir erleben immer noch eine Menge innerer Widerstände, die uns nicht erlauben, in Bewegung zu kommen", sagte das Kirchenoberhaupt. Manchmal werde die Kirche von "Faulheit" überkommen, "und wir ziehen es vor, uns auf die wenigen sicheren Dinge zu besinnen, die wir besitzen". Stattdessen sollten die Gläubigen "aufstehen und den Blick auf neue Horizonte richten, auf das weite Meer".

Wenn es der Kirche nicht gelinge, aus dem "Gefängnis der Gewohnheit" zu entkommen, drohe sie in die "geistliche Mittelmäßigkeit" abzurutschen, mahnte Franziskus. Auch in der Seelsorge bestehe die Gefahr, "auf der Stelle zu treten". So entstehe ein "Eindruck von Lauheit und Trägheit". Ein solch formalistisches, erstarrtes, selbstbezogenes Christentum werde dem Evangelium nicht gerecht.

Falsch, sich in kirchlichen Kreisen zu verschließen

Der Papst rief dazu auf, sich "mit Leidenschaft und Demut" an der aktuellen Weltsynode der katholischen Kirche zu beteiligen. Dort gehe es keineswegs ums Nörgeln und Klagen; viel wichtiger sei, "die heiligen Hallen" zu verlassen und Jesus anzunehmen. Niemand dürfe bei diesem Prozess ein "passiver Zuschauer" bleiben; dafür seien die globalen Missstände zu gravierend. Franziskus sprach von Gewalt, Korruption, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Erneut warb er für eine inklusivere Kirche. Es sei falsch, sich in kirchlichen Kreisen zu verschließen, um "sterile Diskussionen" zu führen. "Wir können und müssen eine Kirche sein, die sich für eine Kultur der Fürsorge einsetzt", so der 85-Jährige.

Wie Jedes Jahr an Peter und Paul segnete der Papst die sogenannten Pallien, die für kürzlich ernannte Metropolitan-Erzbischöfe bestimmt sind. Bei diesen Ehrenzeichen handelt es sich um mit Kreuzen bestickte weiße Schulterbänder; sie sollen die besondere Verbundenheit der Erzbischöfe mit Rom ausdrücken. Grüße richtete das Kirchenoberhaupt an eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, die zurzeit im Vatikan zu Gast ist: "Lasst uns gemeinsam gehen, denn nur gemeinsam können wir Samen des Evangeliums und Zeugen der Brüderlichkeit sein", sagte er.

Die katholische Kirche gedenkt am 29. Juni der Apostel Petrus und Paulus. Sie starben der Überlieferung nach um das Jahr 64 als Märtyrer in Rom und sind auch Schutzheilige der Stadt; deshalb ist der Tag in Rom und im Vatikan Feiertag. (tmg/KNA)