Vatikan stellt Verfahren nach jahrelanger Prüfung ein

Westfälischer Priester Franz Stock wird nicht seliggesprochen

Veröffentlicht am 30.06.2022 um 12:49 Uhr – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Jahrelang hat der Vatikan eine mögliche Seligsprechung des westfälischen Priesters Franz Stock geprüft. Nach anfänglich positiven Signalen nun die Gewissheit: Er wird nicht seliggesprochen. Erzbischof Hans-Josef Becker zeigt sich enttäuscht.

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Der Vatikan hat das Seligsprechungsverfahren für den aus Westfalen stammenden Priester und Friedensaktivisten Franz Stock (1904-1948) nach jahrelanger Prüfung eingestellt. Das zuständige Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom habe sich vorerst gegen eine weitere Prüfung ausgesprochen, teilte das Erzbistum Paderborn am Donnerstag mit. Nach derzeitigem Stand sehe sie die Voraussetzungen für eine Seligsprechung nicht mit hinreichender Sicherheit erwiesen.

Im Jahr 2009 hatte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker das Seligsprechungsverfahren für Stock eröffnet, der als Wegbereiter der deutsch-französischen Aussöhnung nach 1945 gilt. Während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg hatte er als Priester in Paris Häftlinge in den Gefängnissen der Wehrmacht betreut. Später wurde er Leiter des Priesterseminars im Kriegsgefangenenlager in Chartres, wo inhaftierte Deutsche und Österreicher zwischen 1945 und 1947 ihr Theologiestudium aufnehmen oder fortsetzen konnten.

Erzbischof Becker: "Enttäuschung"

"Meine Enttäuschung über die Entscheidung kann ich nicht verbergen", kommentierte Becker am Donnerstag die Mitteilung der Kongregation, nach anfänglich positiven Signalen nun das Seligsprechungsverfahren einzustellen. Becker ermutigte die Kirchenmitglieder, weiterhin "Franz Stock als ein Vorbild im Glauben anzusehen und seiner im Gebet zu gedenken".

Stock wurde 1904 in Arnsberg-Neheim im Sauerland geboren. 28 Jahre später empfing er die Priesterweihe in Paderborn und wurde 1934 Seelsorger für die deutschen Katholiken in Paris. In der NS-Zeit betreute er zusätzlich Résistance-Gefangene in den Pariser Gefängnissen der deutschen Wehrmacht. Etwa 2.000 französischen Widerstandskämpfern und Geiseln habe er auf ihrem Weg in den Tod zur Seite gestanden, erklärte das Erzbistum. Abbé Stock starb 1948 in Paris mit 43 Jahren an einem Herzleiden.

Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch Urteil des Papstes fest, dass ein verstorbener Mensch vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Daraus ergibt sich die offizielle Empfehlung, diese Person als Vorbild und Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Selige werden im Gegensatz zu Heiligen nur regional verehrt. Der Seligsprechung kann aber eine Heiligsprechung und damit die weltweite Verehrung der betreffenden Person folgen. (tmg/epd)