Früherer Leiter der Römischen Kleruskongregation

Kardinal Hummes mit 87 Jahren gestorben

Veröffentlicht am 04.07.2022 um 16:49 Uhr – Lesedauer: 

Sao Paulo ‐ Nach seiner Zeit als Erzbischof von Sao Paulo leitete der brasilianische Kardinal Claudio Hummes mehrere Jahre die Römische Kleruskongregation: Jetzt ist der Nachfahre deutscher Einwanderer im Alter von 87 Jahren gestorben.

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Der brasilianische Kardinal Claudio Hummes ist tot. Der frühere Leiter der Römischen Kleruskongregation (2006-2010) starb am Montagmorgen (Ortszeit) im Alter von 87 Jahren, wie seine frühere Erzdiözese Sao Paulo twitterte. Als Klerus-Präfekt war Hummes unter Papst Benedikt XVI. (2005-2013) für einen großen Teil der damals rund 275.000 Diözesanpriester in der Weltkirche zuständig. Zuvor leitete er mit dem sechs Millionen Katholiken zählenden Bistum Sao Paulo in Brasilien acht Jahre lang eine der größten Diözesen der Welt. Von 1996 bis 1998 war er Erzbischof von Fortaleza. Viele Jahre lang war Hummes zudem Berater der Brasilianischen Bischofskonferenz für Ökumene-Fragen. Johannes Paul II. machte den Nachfahren deutscher Einwanderer 2001 zum Kardinal.

Beim Konklave 2013 saß Hummes in der Sixtinischen Kapelle neben seinem später gewählten Amtsbruder aus Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio. Als dieser gewählt wurde, flüsterte der Franziskaner ihm laut Aussage Bergoglios zu: "Vergiss die Armen nicht!" Daraufhin habe er sich für den Papstnamen Franziskus entschieden, nach dem heiligen Franz von Assisi, Freund der Armen. Am Abend des 13. März 2013 trat Hummes gemeinsam mit dem soeben gewählten Papst und dem Kardinalvikar des Bistums Rom, Agostino Vallini, auf den mittleren Balkon des Petersdoms vor die Weltöffentlichkeit. Franziskus wollte seinen Freund Hummes in diesem entscheidenden Augenblick offenbar nicht missen.

Im Vorfeld der Amazonas-Synode 2019 im Vatikan sprach sich Hummes in einem Interview der Jesuiten-Zeitschrift "Civilta Cattolica" für eine Öffnung der Kirche aus. "Wir brauchen dringend Neues, ohne Angst und Widerstand." Alt und neu müssten sich verbinden. Der Brasilianer unterstützte eine "indigene Kirche", die ihre eigene Kultur, Identität, Geschichte und Spiritualität hat und zugleich mit der katholischen Weltkirche geeint ist. Die Amazonas-Synode lege Nachdruck auf die Verschiedenheit innerhalb der Einheit der Kirche. Dafür seien Amazonien und die Kirche dort ein Beispiel, das von der übrigen Kirche offen aufgenommen werden sollte, so der Franziskaner.

Vertreter der "Theologie des Volkes"

Hummes, am 8. August 1934 im brasilianischen Montenegro geboren, wurde 1958 zum Priester geweiht. Nach dem Theologiestudium in Brasilien ging der Ordensmann von 1959 bis 1963 zum Philosophiestudium nach Rom. Nach einigen Jahren als Philosophieprofessor in seinem Heimatland kehrte er 1968 nach Europa zurück, wo er am Ökumenischen Institut Bossey in Genf studierte. Nach seiner abermaligen Rückkehr nach Brasilien war er unter anderem Ordensprovinzial der Franziskaner von Rio Grande do Sul.

Von 1979 bis 1990 war er nationaler Assistent für die Arbeiterseelsorge der Brasilianischen Bischofskonferenz. Obwohl sozialpolitisch sehr engagiert, war Hummes wie Franziskus kein Anhänger der klassischen Befreiungstheologie. Bisweilen wurde er wie der Papst einer "Theologie des Volkes" zugerechnet, einer besonderen Spielart der Befreiungstheologie mit starkem Akzent auf Volksfrömmigkeit.

Nach Hummes' Tod zählt das Kardinalskollegium noch 207 Mitglieder; davon sind 116 unter 80 Jahre alt und damit zur Papstwahl berechtigt. Ende August nimmt Papst Franziskus 20 weitere Männer in seinen Senat auf, davon 16 Stimmberechtigte. Zuletzt war aus den Reihen der Kardinäle der langjährige Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano mit 94 Jahren gestorben. (tmg/KNA)

04.07., 17.20 Uhr: Ergänzt um weitere Details