Sonst blieben "die Opfer ohnmächtig und zornig zurück"

Käßmann: Schuld für Flut muss übernommen werden

Veröffentlicht am 17.07.2022 um 15:59 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Ein Jahr nach der Flutkatastrophe in Westdeutschland gebe es weiter gegenseitige Schuldzuweisungen. Auch wenn niemand zum Sündenbock gemacht werden dürfe, müsse Verantwortung übernommen werden, fordert Margot Käßmann. Nur so sei Vergebung möglich.

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Zum ersten Jahrestag der Flutkatastrophe in Westdeutschland hat die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, Verantwortungsübernahme angemahnt. Es dürfe zwar niemand alleinig zum Sündenbock gemacht werden, so die Theologin in einem Gastbeitrag in der "Bild am Sonntag". "Doch Menschen müssen sich ihrer Schuld auch stellen und Verantwortung übernehmen."

Geschehe das nicht, blieben "die Opfer ohnmächtig und zornig zurück", warnte Käßmann. Statt einer Schuldübernahme gebe es bislang jedoch nur weitere Untersuchungsausschüsse und gegenseitige Schuldzuweisungen, kritisierte die Theologin. "Nur wenn Schuld bekannt wird, ist ja überhaupt Vergebung möglich. Und nur ein Prozess der Vergebung kann langfristig zu Versöhnung und Neuanfang führen."

Vor einem Jahr richteten verheerende Unwetter am 14. und 15. Juli große Zerstörungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen an. Tausende Häuser und weite Teile der Infrastruktur wurden zerstört und beschädigt, mehr als 180 Menschen starben. Am Sonntag wurde in einem ZDF-Fernsehgottesdienst aus Ahrweiler an die Katastrophe erinnert. (mal/KNA)