Streit um Vaterschaftstest für Bischof spaltet Katholiken
Unter Indiens Katholiken mehren sich Forderungen nach einem Vaterschaftstest für Bischof Kannikadass Antony William. Priester und Laien in der Diözese von Bischof William im südlichen Bundesstaat Karnataka werfen ihm seit einigen Jahren vor, sexuelle Beziehungen zu Frauen zu unterhalten und zwei Kinder gezeugt zu haben. Das Nationale Forensische Institut in Hyderabad sei "die einzige gesetzlich autorisierte Stelle im Land, um Vaterschaftstests durchzuführen", sagte der pensionierte katholische Richter Michael Saldanah am Donnerstag dem asiatischen Pressedienst Ucanews.
Im vergangenen Juli war der Mitschnitt eines Telefonats aus dem Jahr 2020 zwischen Kardinal Oswald Gracias, Vorsitzender der Indischen Bischofskonferenz, und Bischof William durchgesickert, das unter den Katholiken Indiens und in Medien hohe Wellen schlug. In dem Telefonat hatte Kardinal Gracias dem Bischof zu einem Vaterschaftstest in einem katholischen Krankenhaus geraten. Das war von einigen Kritikern so gedeutet worden, als wolle man sich dadurch die Möglichkeit einer Manipulation des Vaterschaftstests zugunsten von Bischof William offenhalten.
Gracias: Habe nie "angedeutet, dass wir das Ergebnis des Tests kontrollieren können"
In einer Videoerklärung auf dem YouTube-Kanal der Erzdiözese Bombay sagte Gracias laut dem privaten katholischen Mediennetzwerk CNA/EWTN, die Aufnahme seines Telefongesprächs mit Bischof William sei "böswillig bearbeitet" worden, um den Eindruck zu erwecken, der Kardinal habe versucht, den Skandal zu vertuschen. Gerüchte, er habe den Vorgang manipulieren wollen, wies er "kategorisch, nachdrücklich und vollständig" zurück. Er fügte hinzu, eine jetzt vom Bistum veröffentlichte unbearbeitete Version des aufgezeichneten Gesprächs zeige, dass er versucht habe, einen Vaterschaftstest in einem angesehenen katholischen Krankenhaus zu arrangieren. "Zu keinem Zeitpunkt habe ich angedeutet, dass wir das Ergebnis des Tests kontrollieren können", so Gracias.
Richter Saldanha forderte laut Ucanews jüngst in einem Schreiben an den Apostolischen Nuntius Leopoldo Girelli den Rücktritt von Kardinal Gracias und Bischof William, um die Kirche vor ihrer "kompletten Zerstörung zu bewahren". 2021 leitete der Vatikan nach einem Protestschreiben von 37 Priestern aus Mysore an Papst Franziskus eine Untersuchung zu den Vorwürfen gegen William ein. Diese führte bisher zu keinen weiteren Maßnahmen gegen den Bischof. (KNA)
11.8., 17:25 Uhr: Aktualisiert mit weiteren Informationen zu Gracias' Statement.