Erzbistum Köln bleibt bei bisheriger Darstellung

Medien: Woelki könnte schon im Mai vom Fall Pilz gewusst haben

Veröffentlicht am 31.08.2022 um 11:29 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Kardinal Woelki hat in einem Gerichtsverfahren an Eides statt versichert, mit Missbrauchsvorwürfen gegen Ex-Sternsinger-Chef Winfried Pilz nicht vor der vierten Juni-Woche 2022 befasst gewesen zu sein. Neue Medienrecherchen hinterfragen das.

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Neue Medienrecherchen hinterfragen eine eidesstattliche Versicherung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki. Der Deutschlandfunk berichtete am Mittwoch über gemeinsame Nachforschungen mit der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Beide Medien geben an, Woelki habe bereits im Mai 2022 einen Missbrauchsbetroffenen per Brief zu einem Gespräch eingeladen. Der Mann wirft dem bundesweit prominenten und 2019 verstorbenen Priester Winfried Pilz vor, ihn zweimal vergewaltigt zu haben. Woelki hat in einem Gerichtsverfahren an Eides statt versichert, mit dem Fall Pilz nicht vor der vierten Juni-Woche 2022 befasst gewesen zu sein.

Laut Deutschlandfunk liegt den Medien die schriftliche Einladung Woelkis vor. Sie sei auf den 6. Mai datiert und von der Büroleiterin des Kardinals auf dessen Bitte hin verfasst worden. Dem Betroffenen sei ein Termin am 27. Juni vorgeschlagen worden. An dem Treffen sollte demnach auch ein Mitarbeiter der Interventionsstelle des Erzbistums teilnehmen. Da die Krebserkrankung des Mannes jedoch fortgeschritten und der Kardinal Ende Juni an Corona erkrankt war, habe der Termin nicht stattgefunden. Dafür habe Woelki den Betroffenen am 11. August an dessen Krankenbett besucht.

Damals an einen Weihbischof gewandt

Der 1956 geborene Mann lebte dem Bericht zufolge als Ikonenmaler in der kirchlichen Jugendbildungsstätte Haus Altenberg, die Pilz von 1972 bis 1989 als Rektor leitete. Bereits 1988 soll der Maler dem Erzbistum erstmals von der Vergewaltigung berichtet haben. Er habe sich damals an einen Weihbischof gewandt und von weiteren möglichen Betroffenen erzählt. Es habe jedoch keine Folgen gegeben. Im vergangenen Winter habe der Mann noch einmal Kontakt mit dem Erzbistum gehabt.

Laut Bericht bleibt das Erzbistum bei der Aussage, dass Woelki sich nicht vor der vierten Juni-Woche mit dem Fall Pilz befasst habe. Die Medien zitieren die Pressestelle des Erzbistums wie folgt: "Die von Ihnen dargestellten Umstände führten damit nicht zu einer früheren Befassung des Herrn Kardinal Woelki mit Pilz. ... Erst in der 4. Juniwoche wurde Herrn Kardinal Woelki mitgeteilt, dass S. Vorwürfe gegen P. erhebt." Dass es ein Seelsorgegespräch am Krankenbett gegeben habe, sei jedoch bestätigt worden. Zudem habe die Erzdiözese mitgeteilt, ihr lägen keine Meldungen zu Pilz aus dem Zeitraum um 1988 vor.

Der 2019 verstorbene Winfried Pilz war in den Nullerjahren als Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" tätig und zählte zu den prominentesten katholischen Geistlichen Deutschlands. 2012 wurden dem Erzbistum nachweislich Missbrauchsvorwürfe eines "schutzbedürftigen Erwachsenen" gegen Pilz bekannt; zwei Jahre später erließ der damalige Kölner Kardinal Joachim Meisner ein Strafdekret gegen den Priester. Ende Juni 2022 machten das Erzbistum und "Die Sternsinger" die Vorwürfe gegen Pilz erstmals öffentlich. Damit sollten weitere mögliche Opfer gefunden werden. (KNA)