KjG: Demokratisierung der Kirche zur Missbrauchsprävention nötig
Die "Katholische junge Gemeinde" (KjG) spricht sich vor Beginn der vierten Synodalversammlung für eine Demokratisierung der Kirche aus. Demokratie sei ein "erprobtes und überzeugendes" Prinzip, um über gemeinsame Formen des gelebten Glaubens zu entscheiden, heißt es in einer Pressemitteilung vom Donnerstag. Daher müssten verbindliche Räume für alle Katholiken eingerichtet werden, um Debatten zu führen und gleichberechtigt Entscheidungen zu treffen. Der Jugendverband sieht in Macht- und Gewaltenteilung ein grundlegendes Prinzip zur Verhinderung von Missbrauch. "Daher müssen Transparenz und Beteiligung immanent wichtige Aspekte für einen würdevollen Umgang mit allen Gläubigen sein", so die KjG weiter. Entscheidungskompetenzen dürften weder an Geschlecht noch an die Weihe gebunden sein. Verkündigung des Evangeliums und Berufung seien keine Frage von Geschlechtlichkeit, betonte der Jugendverband.
Mit dem aktuellen Stand der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch zeigte sich die KjG unzufrieden. Die Amtskirche sei nicht bereit, Verantwortung für systemische Ursachen zu übernehmen und sich zu verändern. Das zeichne ein Bild einer Institution, die nicht bereit sei zu lernen. Die mangelnde Aufarbeitung spüre der Jugendverband in seinen Gliederungen. Ortsgruppen und Diözesanverbände würden in ihrem Bemühen um Aufarbeitung stellenweise noch immer nicht ernst genommen, müssten sich nach wie vor für Verfehlungen von kirchlichen Amtsträgern rechtfertigen und würden in der Wahrnehmung ihrer Verantwortung allein gelassen, so die KjG weiter. Gegenüber katholisch.de erläuterte KjG-Bundesleiterin Julia Niedermayer, dass einzelne Diözesanverbände in der Aufarbeitung von Fällen nicht begleitet wurden: "Es gab kaum oder keine Kommunikation seitens der Bistumsstellen bei Bekanntwerden von Fällen und auch die Beratung war nicht hilfreich. Man hätte da mehr Informationen und Transparenz erwartet."
Für bedingungslose Anerkennung von Menschenrechten
Vor Beginn der vierten Synodalversammlung, die am Nachmittag in Frankfurt beginnt, fordert der Jugendverband daher von der Kirche, sich bedingungslos für die Anerkennung und Umsetzung von Menschen- und Kinderrechten einzusetzen. Auch trans- und intergeschlechtliche sowie nichtbinäre Menschen gehörten "selbstverständlich zum Volk Gottes", die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften müsse selbstverständlich sein. Die Kirche könne nur dann ein "sicherer und verletzungsarmer Ort für alle Menschen" werden, wenn die Synodalversammlung mutige Schritte gehe und die Bischöfe ihrer Verantwortung gerecht würden, die Beschlüsse anzuerkennen und umzusetzen.
Die KjG räumt ein, dass ihre Forderungen eine Herausforderung für die Einheit der Weltkirche darstellen. "Das darf aber kein Argument dafür sein, in unserem Handlungsrahmen die systemischen Ursachen sexualisierter Gewalt zu belassen, wie sie sind", so der Jugendverband. Die Argumentation der Rücksichtnahme auf eine einheitliche Weltkirche blende auch aus, dass bereits in anderen Ländern der Welt Traditionen verändert worden seien.
Die KjG ist mit nach eigenen Angaben 80.000 Mitgliedern einer der großen Jugendverbände im BDKJ und hat sich zum Ziel gesetzt, dass im Verband "junge Menschen bei gemeinsamen Aktivitäten christliche Werte leben, lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden sowie soziale und politische Verantwortung zu übernehmen". Bei der vierten Synodalversammlung wird über insgesamt 14 Grund- und Handlungstexte abgestimmt, davon fünf in erster Lesung und bei neun steht die Endabstimmung bevor. Auf der Tagesordnung stehen Beschlüsse zur Schaffung synodaler Räte, zur möglichen Öffnung des priesterlichen Pflichtzölibats und zur lehramtlichen Neubewertung von Homosexualität. (fxn)