Bischof Bätzing: Einfaches "Weiter so" halte ich für höchst gefährlich
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hat vor einem "Weiter so" in Kirche und Gesellschaft gewarnt. Ihm seien "allzu sicher behauptete Kontinuen, also lückenlose Zusammenhänge nach dem Motto: das ist immer so gewesen; das wurde immer so geglaubt; was gestern falsch war, kann doch heute nicht richtig sein … ehrlich gesagt suspekt", sagte der Limburger Bischof am Dienstagmorgen beim Eröffnungsgottesdienst der Herbst-Vollversammlung der DBK in Fulda. Es liege in der menschlichen Natur, Brücken zu suchen zwischen dem Gestern und dem Morgen, zeitliche Linien zu ziehen und sinnvolle Zusammenhänge zu entdecken, was oft erst im Nachhinein möglich sei. Der Mensch suche Kontinuität. "Aber die kürzeste Definition von Religion ist und bleibt 'Unterbrechung', wie Johann Baptist Metz es formuliert hat", so Bätzing.
Ein einfaches "Weiter so" halte er in vielerlei Hinsicht für "höchst gefährlich", so der Bischof, auch in Umweltfragen. Notwendig seien "Einhalt und Umkehr"; zu lange schon habe man "die Begrenztheit der Erde verbissen ignoriert und den Tod allzu vieler in Kauf genommen", sagte Bätzing. "Wenn wir weitermachen wie bisher, werden wir keine Zukunft haben. Wenn wir nicht lernen aufzuhören, dann werden uns die Katastrophen überrollen, die wir selbst verursacht haben." Herbst und Winter würden wegen der Energiekrise "ein realistisches Übungsfeld". Es stelle sich die Frage, ob die Gesellschaft zusammenhalte und füreinander sorge oder ob denen das Feld überlassen werde, "die mutwillig Spaltungen provozieren und es darauf anlegen, unsere Demokratie zu destabilisieren". Der Bischof warnte vor dem Gedanken, "wir werden schon irgendwie mit staatlicher Fürsorge ohne große Einschnitte im eigenen Wohlstand über die Runden kommen". Wer so denke, der irre.
Nach dem Gottesdienst im Fuldaer Dom begannen am Dienstagvormittag die Beratungen der deutschen Bischöfe. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie die reformorientierte Mehrheit und eine konservative Minderheit künftig miteinander umgehen wollen. Die unterschiedlichen Ansichten waren beim Reformprojekt Synodaler Weg Anfang September deutlich geworden. Dort hatte eine Sperrminorität der Bischöfe die Verabschiedung eines Papiers blockiert, das sich für weitreichende Änderungen in der Sexualmoral aussprach. Bei einer Pressekonferenz am Mittag wollen die Bischöfe eine Bilanz über die kirchliche Fluthilfe ziehen. So wird es beispielsweise um die Wiederaufbauhilfe und die Notfallseelsorge nach der Flut im Vorjahr gehen. (tmg/KNA)