Spendenfinanzierter Sender ist ökumenisch getragen

Bibel TV seit 20 Jahren auf Sendung: Gut christlich oder rückständig?

Veröffentlicht am 01.10.2022 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Bibel TV will eine christliche Alternative zu weltlichen Medien sein. Der ökumenisch getragene Fernsehsender sieht sich selbst als erfolgreich, stößt aber auch auf Kritik – etwa bei Arbeitnehmerrechten. Am Samstag ist er seit 20 Jahren auf Sendung.

  • Teilen:

Eine Messe aus dem Kölner Dom, die Predigt eines evangelikalen Pastors, ein Spielfilm über Jesus von Nazareth – drei von vielen Beiträgen im Programm von Bibel TV. Der ökumenisch getragene Sender möchte christliche Werte ins Fernsehen bringen und ein Gegengewicht zu weltlichen Medien sein. Am 1. Oktober ist es genau 20 Jahre her, dass er auf Sendung ging. Der Jahrestag wird am Samstag um 12.00 Uhr mit einem Dankgottesdienst im Kölner Dom gefeiert, der live im Programm übertragen wird.

Glaubt man den Angaben der Macher, handelt es sich bei Bibel TV um ein Erfolgsmodell. Sie vermelden steigende Zuschauerzahlen und Spendeneinnahmen. Der in Hamburg ansässige Spartenkanal geht auf eine Idee des Bonner Verlegers Norman Rentrop zurück. Der will 1990 in einem Baden-Badener Hotelzimmer eine Bibel gefunden haben, die ihn so begeisterte, dass er künftig täglich darin las. Beim Anschauen einer Hollywood-Verfilmung des Lukas-Evangeliums sei ihm schließlich der Gedanke gekommen, einen TV-Sender zu gründen, der die biblische Botschaft verbreitet. Einige Experten warnten ihn, ein solches Vorhaben sei nicht finanzierbar.

Rentrop versuchte es dennoch. 2001 rief er den Sender Bibel TV ins Leben und stellte als Anschubfinanzierung fast sieben Millionen Euro bereit. Am 1. Oktober 2002 ging der Kanal unter der Leitung des ehemaligen MDR-Programmdirektors Henning Röhl auf Sendung.

Finanzierung überwiegend aus Spenden

Heute finanziert sich der Sender nach eigenen Angaben überwiegend aus Spenden seiner Zuschauer. Über die Verteilung der Mittel entscheidet ein Kreis von 16 Gesellschaftern. Gut die Hälfte der Anteile sind im Besitz der nach dem Gründer benannten Norman-Rentrop-Stiftung. Evangelische und katholische Kirche halten über eigene Medienfirmen jeweils 12,75 Prozent. Außerdem gehören Missionswerke, die Vereinigung evangelischer Freikirchen und weitere christliche Medienunternehmen zum Gesellschafterkreis.

Im Programm sind neben Gesprächssendungen, Dokumentationen und Gottesdiensten auch christliche Spielfilme und Serien, die meisten davon Fremdproduktionen. Aktuell synchronisiert der Sender etwa die italienische Serie "Don Matteo" mit Terence Hill sowie die mexikanische Serie "Magdalena". 2020 hatte Bibel TV eigenen Angaben zufolge durchschnittlich gut 250.000 Zuschauer pro Tag. Zum Vergleich: Die wöchentlich im Ersten übertragene Verkündigungssendung "Wort zum Sonntag" verfolgen regelmäßig rund 1,3 Millionen Menschen.

Bild: ©KNA

Norman Rentrop im Jahr 2001.

Neben dem 24-stündigen TV-Programm bietet Bibel TV ein monatlich erscheinendes Programmheft sowie inzwischen eine Mediathek, verschiedene Apps und Social-Media-Kanäle. Außerdem startete der Sender zu Beginn der Corona-Pandemie eine Streaming-Plattform, über die Kirchengemeinden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Gottesdienste übertragen können.

Fenster zu Gott öffnen

"Bibel TV will ein Fenster zu Gott öffnen", erklärt der aktuelle Geschäftsführer Matthias Brender. "Wo das Christliche immer mehr aus unserem Alltag verschwindet, will Bibel TV sichtbar machen, warum so viele Menschen seit Jahrtausenden im christlichen Glauben Kraft zur Vergebung, Liebe und Erfüllung gefunden haben."

Mit seinen Inhalten bewegt sich Bibel TV überwiegend im konservativen christlichen Spektrum. Kritiker bemängeln bisweilen, der Sender vermittele ein rückständiges Frauen- und Familienbild. Gegenwind gab es zuletzt auch von der Kirchengewerkschaft. Die stellte 2020 einen Strafantrag gegen den Bibel-TV-Geschäftsführer wegen Verhinderung einer Betriebsratswahl. Zuvor waren zwei Mitarbeiter, die sich für die Gründung eines Betriebsrats stark gemacht hatten, entlassen worden. Das Medienunternehmen mit seinen knapp 40 Angestellten, 5 Volontären und rund 20 geringfügig Beschäftigten wies den Vorwurf zurück. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein, weil sie kein strafrechtlich relevantes Verhalten des Geschäftsführers erkennen konnte. Klagen der beiden betroffenen Mitarbeiter gegen ihre Kündigungen endeten mit Vergleichen.

In seinem Jahresbericht 2020 zieht der Sender eine positive Bilanz: "Bibel TV hat seit seiner Gründung im Jahr 2002 viel erreicht." Rund 36 Millionen Haushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz könnten das Programm empfangen. In den digitalen Medien nähmen die Nutzerzahlen stetig zu. "Unser Weg ist noch lang", heißt es optimistisch.

04.10.22, 19 Uhr: Korrekturen im fünften und achten Absatz

Von Michael Althaus (KNA)