Antrag auf Einrichtung einer Namens-Findungskommission zurückgezogen

Alt-katholische Kirche entscheidet sich gegen Namensänderung

Veröffentlicht am 02.10.2022 um 14:22 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Die alt-katholische Kirche hat vieles verwirklicht, wofür römisch-katholische Reformer sich einsetzen – auch wenn ihr Name das nicht deutlich macht. Nach kontroverser Debatte hat sich die Synode nun gegen eine neue Bezeichnung entschieden.

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Die alt-katholische Kirche plant keine Änderung ihres Namens. Bei der 63. Synode des alt-katholischen Bistums wurde am Sonntag ein Antrag auf Einrichtung einer Namens-Findungskommission nach kontroverser Diskussion zurückgezogen. Die Findungskommission sollte einen "programmatischen Namen für unsere Kirche" finden. In der Begründung hieß es, dass die Bezeichnung "alt-katholisch" heute vielfach falsch als traditionalistisch und reaktionär verstanden werde. Ein neuer Name sei nicht nur aufgrund der damit geweckten Assoziationen nötig, sondern auch, weil sich die alt-katholische Kirche in den letzten Jahren zu einer eigenständigen Kirche entwickelt habe und sich nicht nur in Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirche verstehe, hieß es in der Antragsbegründung der Landauer Gemeinde. In die Debatte wurden die Bezeichnungen "reform-katholische", "synodal-katholische" und "liberal-katholische" Kirche eingebracht.

In der Debatte sei deutlich geworden, dass es bei der Diskussion um einen neuen Namen letztlich um programmatische und inhaltliche Fragen gehe, teilte das Bistum am Sonntag mit: "Wir müssten daher nicht über unseren Namen nachdenken, sondern darüber, wofür wir stehen und wie wir diese Inhalte in die Öffentlichkeit tragen." Eine deutliche Mehrheit der Synode folgte dem Antrag von Bischof Matthias Ring, sich bei der nächsten Synode mit diesen grundsätzlichen inhaltlichen Fragen zu befassen.

Neue Kirchenleitung gewählt

Die Synode des alt-katholischen Bistums in Deutschland tagte von Donnerstag bis Sonntag in Mainz. Ein Schwerpunkt der Beratungen war die Entwicklung der Kirchenfinanzen vor dem möglichen Ende der Staatsleistungen. Mit Blick auf die Schwierigkeiten, Menschen für dauerhaftes Engagement zu gewinnen, verkürzte die Synode die Amtszeit von Kirchenvorständen von sechs auf vier Jahre, außerdem stand die rechtliche Verankerung von digitalen und nicht-präsenten Beteiligungsformen auf der Tagesordnung. Die Synodalen wählten am Samstag eine neue Synodalvertretung, das Gremium, das die Kirche zwischen den Synoden gemeinsam mit dem Bischof leitet. Der neuen Synodalvertretung gehören die Pfarrerin Alexandra Caspari (Augsburg), Beate Link (Offenburg), Lars Colberg (Münster), Dekan Ulf-Martin Schmidt (Berlin), Gerd Winter (Mannheim-Ludwigshafen) und Thomas Wystrach (Krefeld) an.

Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland entstand in den 1870er-Jahren in Abgrenzung zu den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) zur Unfehlbarkeit und zum Jurisdiktionsprimat des Papstes. Zum deutschen Bistum gehören gut 16.000 Mitglieder in 60 Pfarrgemeinden. Seit 2009 steht Matthias Ring dem Bistum als 10. Bischof vor. Die Kirchenordnung der alt-katholischen Kirche ist bischöflich-synodal. (fxn)