Deutschsprachige Abteilung im Vatikan personell neu aufgestellt
Das vatikanische Staatssekretariat ist eine wichtige und zugleich undurchsichtige Behörde. Als Zentralorgan des Heiligen Stuhls werden Entscheidungen auf niedriger, hoher und nahezu (päpstliche Dekrete mal ausgenommen) höchster Ebene getroffen. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, ein freundlicher und zurückhaltender Italiener, leitet die Behörde quasi seit Beginn des Pontifikats von Franziskus vor mehr als neun Jahren.
Im Staatssekretariat gibt es wiederum drei verschiedene Sektionen, die sich mit Allgemeinen Allgelegenheiten, den Beziehungen zu anderen Staaten und dem diplomatischen Personal weltweit beschäftigen. Und es gibt zahlreiche Sprachunterabteilungen. Sie legen ein besonderes Augenmerk auf die Belange der jeweiligen Nationen und beantworten deren Korrespondenz. Auch für die raschen und qualitativ hochwertigen Übersetzungen vatikanischer und päpstlicher Dokumente sind sie zuständig. Offiziell finden sich diese Abteilungen nicht im Organigramm der Kurie, aber es ist allgemein bekannt, dass es sie aus praktischen und organisatorischen Gründen gibt.
Langjähriger Koordinator König zurück im Erzbistum Köln
So gibt es auch eine solche deutschsprachige Abteilung. Außer für Deutschland ist sie für die Belange der Kirche in Österreich, in der deutschsprachigen Schweiz und in Liechtenstein zuständig. Da es keine offizielle deutsche Sektion gibt, wird auch kein Leiter offiziell vom Papst ernannt. Dennoch übernimmt einer der deutschsprachigen Mitarbeiter die Koordination – unter anderem erkenntlich an der Einstufung als Mitarbeiter "1. Grades" im vatikanischen Adressbuch "Annuario Pontifico". 14 Jahre koordierte der Kölner Priester Winfried König die Unterabteilung. Ende August endete offiziell seine insgesamt 20-jährige Zeit im Vatikan. Noch vom Kölner Kardinal Joachim Meisner (1933-2017) aus dem Erzbistum Köln entsandt, kehrt der 66-Jährige dorthin zurück. Nach kurzer Sabbatphase will er eine Aufgabe in der Pfarreiseelsorge übernehmen.
König trat unter Franziskus immer wieder als Dolmetscher zwischen Staatsgästen wie Kanzlerin Angela Merkel und dem Papst in Erscheinung. Doch es gab unter seiner Leitung auch Kritik an der deutschen Sektion. So dauerten Textübersetzungen lange, für manche zu lange. Die Erklärung des Heiligen Stuhls zum Synodalen Weg – ein Schuss vor den Bug der Deutschen Bischofskonferenz und Laienvertreter – ging kurz vor seinem Abschied noch durch Königs Hände.
Darüber hinaus veröffentlichte der Prälat vor seinem Ausscheiden in der konservativen katholischen Zweimonats-Zeitschrift "Die Neue Ordnung" (August) einen Aufsatz, in dem er eine wichtige Neuerung der Kurienreform von Franziskus deutlich kritisierte. Zur Öffnung von Leitungsämtern in der Römischen Kurie für Laien schreibt König: "Auch hier löst sich das Regiment vom Sakrament. Entscheidungen werden offenbar nicht mehr auf der Basis der Weihevollmacht des Amtsträgers getroffen, sondern durch die monarchische Vollmacht des Jesuitenpapstes." Und weiter: "Die Männer, die man früher 'Geistliche' oder gar 'Hochwürden' nannte, werden zu Moderatoren und Kultpflegern. Ihre Aufgaben erscheinen als bloße Funktionen und könnten damit von jedem oder jeder Getauften übernommen werden."
Johannes Palus laut Medien neuer Koordinator der deutschen Abteilung
Mit Königs Weggang ist die Koordination nach KNA-Informationen an Johannes Palus (45) übergegangen. Der zuvor im Chiemgau tätige Pfarrer wechselte 2017 von Aschau nach Rom – entsandt von der Erzdiözese München-Freising. Vermutlich nicht von Nachteil in Anbetracht der guten Verbindungen des Münchner Erzbischofs, Kardinal Reinhard Marx, in die Kurie. Ebenfalls seit einigen Jahren in Rom tätig ist Francesco Riegger. Der Mittdreißiger wuchs in Süddeutschland auf, ist mittlerweile in der Schweiz ansässig und wurde vom Bistum Chur nach Rom entsandt. Paul Markowitsch indes, Jahrgang 1988, vertritt als weiterer Mitarbeiter mit deutschen Sprachwurzeln quasi das Land Österreich. Der gebürtige Klagenfurter wechselte im März aus der Diözese Graz-Seckau ins Staatssekretariat.
Der letzte Neuzugang ist der Osnabrücker Priester Marco Schrage. Er kam als Ergänzung Anfang September nach Rom. Der 47 Jahre alte Jurist und Theologe war seit 2018 am Institut für Theologie und Frieden in Hamburg. Zuvor war er drei Jahre lang in der Militärseelsorge unter anderem einige Monate in Mali im Einsatz. Damit sind, so heißt es aus dem Vatikan, alle vier Planstellen sowie zwei Teilzeitassistenzen besetzt. Spekulationen über eine fünfte volle Stelle scheinen bislang Spekulationen zu sein. Aber wenn, wäre diese ein guter Posten, um die Männerriege durch etwas Weiblichkeit zu ergänzen.