Kölner Ministranten protestieren in Rom gegen Woelki
Beim Eröffnungsgottesdienst einer Wallfahrt in Rom haben Ministrantinnen und Ministranten laut einem Bericht des WDR gegen den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki protestiert. Bei seiner Predigt in der Papstbasilika San Paolo fuori le mura am Montag hätten dem Erzbischof zunächst nur einige, dann aber immer mehr Messdienerinnen und Messdiener den Rücken zugedreht oder die Kirche verlassen, berichtete der Kölner Sender am Dienstag. Das sei auf einem Video zu sehen, das dem WDR zugespielt wurde. Auch Augenzeugen hätten von der Situation berichtet. Demnach seien auch "Woelki muss weg"-Rufe zu hören gewesen. Das Kölner Internetportal "domradio.de" berichtet von 100 bis 150 Teilnehmenden, die Woelki den Rücken zugedreht hätten. Der Kardinal habe aber auch Applaus bekommen, als er seine Predigt mit den Worten beendete, dass Jesus den Leuten immer offen gegenüber getreten sei und "eigentlich nie einem Menschen den Rücken zugedreht" habe.
Einige Teilnehmende schwenkten Medienberichten zufolge neben Fahnen mit Logos aus den Heimatgemeinden auch Regenbogenflaggen, um so ein Zeichen für mehr Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt zu setzen. Woelki habe am Ende des Gottesdienstes auf den geplanten feierlichen Auszug verzichtet. Protestierende betonten, dass angesichts der Krise im Erzbistum Köln bei dem Festgottesdienst nicht "das falsche Bild entstehen" dürfe, alles sei "Friede Freude Eierkuchen".
Woelki sprach den Angaben zufolge im Anschluss an den Gottesdienst vor der Basilika mit Gottesdienstbesuchern. Dem Internetportal "domradio.de" sagte der Kardinal, die Protestierenden hätten es "sicherlich aus ihrer Perspektive heraus gut gemeint" und für Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten wollen. Es sei aber schade, "dass man den Gottesdienst dafür nutzt". Denn gerade eine Messe sei eine Feier der Einheit und des Friedens.
Generalaudienz mit Papst Franziskus am Mittwoch
Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp erklärte über die Pressestelle der Erzdiözese: "Wir als Jugendseelsorge nehmen die Gedanken, Sorgen und zum Teil konträren Meinungen unserer Jugendlichen ernst." Ihn überrasche es nicht, dass die Ministranten auf ihrer Wallfahrt die inneren Spannungen in der Kirche und im Erzbistum Köln nicht einfach hinter sich lassen könnten. Er habe die Jugendleiter gebeten, mit Gesprächsangeboten auf die Jugendlichen zuzugehen.
Vor allem wegen der Missbrauchsaufarbeitung ist im Erzbistum Köln eine Vertrauenskrise entstanden. Papst Franziskus hatte Woelki im Herbst vergangenen Jahres in eine mehrmonatige Auszeit geschickt und ihn später aufgefordert, seinen Rücktritt anzubieten. Über den Amtsverzicht hat der Papst noch nicht entschieden.
Rund 2.000 Messdienerinnen und Messdiener aus dem Erzbistum Köln sind aktuell in Rom auf der diözesanen Ministrantenwallfahrt. Bis Samstag nehmen die jungen Menschen zwischen 14 und 30 Jahren an dem Programm teil. Am Mittwoch steht auch eine Generalaudienz bei Papst Franziskus auf dem Programm. Die Wallfahrt steht in diesem Jahr unter dem Motto "Augenblick der Ewigkeit". Die traditionelle Rom-Wallfahrt findet gewöhnlich alle drei Jahre in den Herbstferien statt. Nachdem die Wallfahrt im Jahr 2021 coronabedingt ausfallen musste, wird sie nun nachgeholt. (cbr/KNA/epd)
04.10.22, 13.30 Uhr: ergänzt um weitere Details.
04.10.22, 15.30 Uhr: ergänzt um Aussagen von Schwaderlapp.