Innenminister droht mit Entzug der Aufenthaltsgenehmigung

Estland: Orthodoxer Metropolit soll sich von Kyrill distanzieren

Veröffentlicht am 08.10.2022 um 10:47 Uhr – Lesedauer: 

Tallinn ‐ Die orthodoxe Kirche in Estland ist eng mit Patriarch Kyrill I. verbunden. Weil das Kirchenoberhaupt den russischen Angriffskrieg in der Ukraine unterstützt, fordert die estnische Regierung von der Kirche des Landes nun eine klare Distanzierung.

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Estlands Regierung droht dem Oberhaupt der zum Moskauer Patriarchat gehörenden orthodoxen Kirche des Landes mit dem Entzug der Aufenthaltsgenehmigung. Innenminister Lauri Läänemets sagte am Freitag dem Sender ERR, wenn sich der russische Metropolit Eugeni (Reschetnikow) nicht von Äußerungen des orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. zum Krieg in der Ukraine distanziere, werde er ihm den Wohnsitz in Estland entziehen. Sein Ministerium habe dem Geistlichen dazu in einem Brief eine Frist bis zum kommenden Mittwoch gesetzt.

Läänemets geht es um die Aussage von Kyrill I. in einer Predigt Ende September, dass russische Soldaten im Falle ihres Todes im Krieg von all ihren Sünden gereinigt würden. Wenn jemand aus Pflichtgefühl und der "Notwendigkeit, einen Schwur zu erfüllen", bei der Verrichtung des Militärdienstes sterbe, so komme dies einem Opfer gleich, so das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt damals. "Deshalb glauben wir, dass dieses Opfer alle Sünden abwäscht, die der Mensch begangen hat." Der sozialdemokratische Politiker verlangte nun, dass der Metropolit in den Medien Estlands eindeutig erklärt, ob er Kyrills Position teile oder nicht. Die Erklärung der Leitung der estnisch-orthodoxen Kirche von Donnerstag reiche nicht aus.

Metropolit Eugeni solle Kyrills "Kriegstreiberei" öffentlich ablehnen

Die von Eugeni geleitete Synode hatte mitgeteilt: "Unsere Kirche ist gegen alle Kriege, sie ist für den Frieden und für die friedliche Lösung aller Konflikte." Sie habe im März auch die Botschaft des estnischen Kirchenrats unterstützt, die das militärische Vorgehen Russlands in der Ukraine verurteilte. Die Kirchenleitung kritisierte aber, dass sie immer wieder zu einer Stellungnahme aufgefordert werde: "Wenn die Kirche in diese Auseinandersetzungen hineingezogen wird und beginnt – wie die Politiker – die Geschehnisse wütend zu verurteilen, wo kann man dann Ruhe für seine besorgte Seele finden?" Die Kirche rufe zu Gebeten für die Ukraine und für Frieden auf.

Eugeni müsse sowohl das Innenministerium als auch die estnische Öffentlichkeit davon überzeugen, dass er Kyrills "Kriegstreiberei" ablehne, so der Minister. "Wir müssen absolut sicher sein, dass keine einzige Organisation, einschließlich religiöser, auf dem Territorium der Republik Estland den Krieg unterstützt." Es handele sich um eine Frage der Sicherheit. (KNA)