Stühle statt Bänke: Erste Details zu Innenausstattung von Notre-Dame
Die Neugestaltung des Innenraums der Pariser Kathedrale Notre-Dame nimmt erste Formen an: Die bei einem Brand 2019 teilweise zerstörte Kirche wird mit Stühlen und nicht, wie zunächst geplant, mit Kirchenbänken ausgestattet, berichtete die französische Zeitung "La Croix" am Mittwoch unter Bezugnahme auf Erzbischof Laurent Ulrich. Durch die Entscheidung zur Bestuhlung seien etwa Orgelkonzerte einfacher zu organisieren und unter der Woche könne mehr Platz zum Umhergehen in der Kathedrale für die Touristen geschaffen werden, so Ulrich. Die Idee von Kirchenbänken mit integrierter Beleuchtung sei beim französischen Kulturministerium auf Ablehnung gestoßen. Notre-Dame ist seit 1905 Eigentum des französischen Staates.
Der künstlerische Ausschuss für die Renovierung der Kathedrale habe einen Wettbewerb für die Innenausstattung ausgeschrieben, so Ulrich weiter. Bis Ende des Jahres könnten Künstler ihre Vorschläge für die Gestaltung von Altar, Ambo, Kathedra, Tabernakel und Taufkapelle einreichen. Ziel sei ein "kohärentes Gesamtprojekt", sagte der Pariser Erzbischof. Im Sommer 2023 soll der Sieger des Wettbewerbs gekürt werden. Der zuständige künstlerische Ausschuss trat nach Angaben von "La Croix" am Dienstag das erste Mal zusammen. Ihm gehören Vertreter des Erzbistums Paris, des Kulturministeriums sowie weitere Fachleute etwa aus Denkmalpflege und Liturgiewissenschaft an.
Zudem werde es in Notre-Dame künftig einen "Pilgerweg" im Inneren der Kirche geben, so Ulrich. "Die Ausgestaltung der Seitenkapellen, die Auswahl der Gemälde und der Glasfenster werden später ebenfalls entschieden." Ulrich wurde Ende April von Papst Franziskus zum Erzbischof von Paris ernannt. Bei seinem ersten Besuch nach der Ernennung in der französischen Hauptstadt begab sich der damalige Erzbischof von Lille zuerst zu seiner neuen Bischofskirche Notre-Dame.
Im Dezember hatte die Erzdiözese unter dem früheren Erzbischof Michel Aupetit erste Pläne für die Gestaltung des Innern der Kathedrale vorgelegt. So wollte man etwa bessere Empfangsmöglichkeiten für die zahlreichen Besucher der weltberühmten Kirche schaffen. Auch ein "religiöser Parcours", der den Touristen die Grundlagen des christlichen Glaubens erklären sollte, war im Gespräch. Die Gestaltungsvorschläge hatten damals zu heftiger Kritik geführt, von einem unwürdigen "Disneyland-Erlebnisparcours" war die Rede. Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner wies die Kritik damals gegenüber katholisch.de zurück: "Das hat mit Disneyland nun gar nichts zu tun." Schock-Werner koordiniert die deutsche Wiederaufbauhilfe für die Pariser Kathedrale.
Die Neueröffnung von Notre-Dame ist für den 8. Dezember 2024 geplant. Nach Einschätzung des Rektors der Kathedrale, Olivier Ribadeau Dumas, ist die Einhaltung des Zeitplans bei den Renovierungsarbeiten realistisch, sagte er der Zeitung der Erzdiözese Paris am Donnerstag. Auch der Rechnungshof Frankreichs hält eine Eröffnung bis Ende 2024 für möglich. Der Großbrand und die teilweise schwere Zerstörung der Pariser Kathedrale am 15. April 2019 hatten weltweit für Bestürzung gesorgt. Vor dem Brand hatten jährlich 12 bis 14 Millionen Besucher die weltberühmte Kirche im Zentrum der französischen Hauptstadt besucht. (rom)