Gewalt zwischen Christen und Muslimen nach Pro-Mursi-Demos

Steine und Tränengas

Veröffentlicht am 04.08.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Ägypten

Kairo ‐ Nach Demonstrationen von Anhängern des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi ist es in der ägyptischen Provinz Al-Minia zu Gewalt zwischen Christen und Muslimen gekommen. In dem Dorf Raida hätten die Islamisten während eines Protestmarsches am späten Samstagabend eine Kirche und mehrere Häuser von Christen mit Steinen beworfen, berichtete das christliche Nachrichtenportal "Watani.net" am Sonntag.

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In dem Dorf Bani Ahmed al-Scharkija schritt die Polizei mit Tränengas ein, als sich nach einer Pro-Mursi-Demonstration am Abend in einem Teehaus ein persönlicher Streit zwischen einem jungen Muslim und einem koptischen Christen zu einer Straßenschlacht ausweitete. Die Kontrahenten warfen Steine und Brandbomben. Drei Zivilisten und ein Polizeioffizier wurden verletzt.

Ein Vertreter der Organisation Kopten ohne Grenzen sagte dem Nachrichtenportal "youm7", die Mursi-Anhänger griffen zunehmend Christen an, "um Terror in der Gesellschaft zu verbreiten".

Kirchenvertreter und maßgebliche muslimische Geistliche hatten vor einem Monat die Absetzung Mursis gebilligt.

Seit der Absetzung Mursis am 3. Juli durch das Militär gehen die Anhänger des Islamisten regelmäßig auf die Straße. Tausende Mursi-Anhänger harren darüber hinaus in zwei Protestcamps in Kairo aus, in denen sie so lange bleiben wollen, bis der Ex-Präsident wieder im Amt ist.

Armeechef: USA soll auf Muslimbrüder einwirken

Der ägyptische Armeechef Abdel Fattah al-Sisi forderte die USA dazu auf, sich bei den Islamisten seines Landes für die freiwillige Beendigung ihrer Dauerproteste einzusetzen. "Die US-Regierung hat großen Einfluss bei der Muslimbruderschaft, und ich würde es wirklich begrüßen, wenn sie diesen dazu nutzte, um den Konflikt zu lösen", sagte Al-Sisi in einem Interview mit der "Washington Post", das am Samstag in deren Online-Ausgabe veröffentlicht wurde.

Al-Sisi betonte in seinem ersten Interview seit dem Umsturz, dass ihn "30 Millionen Menschen" bei Anti-Mursi-Kundgebungen am 26. Juli unterstützt hätten. "Diese Menschen erwarten von mir, das ich etwas tue."

Der Armeekommandeur gilt derzeit als der eigentlich starke Mann in Ägypten. In der Übergangsregierung bekleidet er die Posten des ersten stellvertretenden Ministerpräsidenten und des Verteidigungsministers.

Bei Zusammenstößen zwischen Islamisten, Sicherheitskräften und Zivilisten sind seit Mursis Sturz 200 Menschen getötet und Tausende weitere verletzt worden. Mitte der Woche hatte die ägyptische Übergangsregierung dem Innenministerium Grünes Licht gegeben, die beiden Protestcamps in Kairo mit Polizeigewalt zu räumen.

Protestlager sollen geschlossen werden

Das Innenministerium erneuerte am Samstag seinen Aufruf an die Anhänger der Muslimbrüder, die Protestlager umgehend zu verlassen. Wer nicht an gewaltsamen Aktionen beteiligt gewesen sei und nicht zum Terrorismus aufgerufen habe, müsse keine Strafverfolgung fürchten, hieß es in dem Appell.

Die Organisatoren der Dauerproteste würden aber verschiedener Verbrechen, darunter Mord und illegaler Waffenbesitz, verdächtigt und müssten deshalb juristisch zu Verantwortung gezogen werden. Einen ähnlich lautenden Aufruf hatte das Ministerium am Donnerstag veröffentlicht.

Der Westen will die ägyptische Übergangsregierung von neuer Gewalt gegen die entmachteten Islamisten abhalten. Ägyptens Außenminister Nabil Fahmi betonte jedoch am Samstag während eines Treffens mit US-Vizeaußenminister Burns in Kairo, die Entscheidung liege letztlich alleine bei seiner Regierung, "die den Willen des ägyptischen Volkes umsetzt". (meu/dpa)