Erzbischof Becker verabschiedet – Bätzing würdigt 74-Jährigen
Der bisherige Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker ist am Sonntag feierlich aus seinem Amt verabschiedet worden. Bei der Verabschiedung würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, die Persönlichkeit und das Wirken des 74-Jährigen. "Als Seelsorger bist Du zu den Menschen hingegangen und hast ihnen zugehört, Du hast den Dialog gesucht und gemäß dem Wort Jesu das Netz ausgeworfen, auf sein Wort hin. So bist Du im besten Sinne des Wortes zum Menschenfischer und Brückenbauer geworden", sagte Bätzing am Sonntagabend in Paderborn. Papst Franziskus hatte am 1. Oktober das altersbedingte Rücktrittsgesuch des Erzbischofs angenommen, der fast 20 Jahre an der Spitze der Erzdiözese gestanden hatte.
Bätzing bezeichnete Becker in seiner Würdigung als "eine Person mit nüchterner Selbstironie, klaren Positionen und immer einem Ohr nahe bei den Menschen", der gebürtige Sauerländer sei der personifizierte Ausdruck von Gelassenheit. Der DBK-Vorsitzende attestierte Becker zudem eine große Nachdenklichkeit, ein genaues Abwägen von Worten und Entscheidungen sowie eine "differenzierte Sicht auf die Dinge". Und weiter: "Du gehörst nicht zu den Vielrednern und auch der katholische Sitzungsmarathon war Dir oft genug zuwider, denn Du wolltest hören und bei den Menschen sein. Dabei bist Du Dir und Deinem Wort treu geblieben: ohne gespreizte Sprache, sachlich in der Bestandsaufnahme und verständlich in der theologischen Argumentation."
Bätzing dankt für "Weggefährtenschaft" beim Synodalen Weg
In den Jahren, so Bätzing, in denen er Becker in der Bischofskonferenz habe erfahren und erleben dürfen, habe er spüren können, wie sehr dieser seinen Dienst ganz bewusst unter das Wort Gottes und den Ruf Jesu gestellt habe. Darüber hinaus würdigte der Limburger Bischof Beckers Engagement als langjähriger Vorsitzender der DBK-Kommission für Erziehung und Schule. "Es war Dir ein persönliches Anliegen, dieses Thema zu forcieren und für unsere über 900 katholischen Schulen in Deutschland zu werben." Auch Beckers Wortmeldungen in der DBK-Vollversammlung hätten Gewicht gehabt: "In präziser Analyse hast Du die Dinge – gerade auch in bewegten Diskussionen – auf den Punkt gebracht und deutlich gemacht, wo das Problem liegt und wofür wir stehen."
Bätzing dankte Becker zudem für dessen "Weggefährtenschaft" beim Synodalen Weg. Er habe den Paderborner Erzbischof "in dieser für unsere Kirche herausfordernden Zeit immer als unbestechlichen Träger des Prozesses erfahren". Mit der notwendigen Sachlichkeit und dem realistischen Blick auf den Zustand der Kirche sei Becker stets von der Notwendigkeit des katholischen Reformprozesses überzeugt gewesen.
Becker: Kirche erlebt nicht nur Kirchenkrise, sondern auch Gotteskrise
Im Rahmen der Abschiedsfeier fand am Sonntag auch ein Pontifikalamt im Paderborner Dom statt. In seiner Predigt kritisierte Becker, dass immer mehr Menschen den einen Gott aus den Augen verlören. Es sei modern, sich selbst eine Patchwork-Religion mit etwas Esoterik zusammenzusetzen. Die Kirche erlebe aktuell nicht allein eine Kirchenkrise, sondern vor allem eine Gotteskrise, betonte Becker. An dem Gottesdienst wirkten neben Bätzing auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, der Diözesanadministrator des französischen Partnerbistums Le Mans, Gregoire Cador, und die Paderborner Weihbischöfe Matthias König, Dominicus Meier und Josef Holtkotte mit.
Seit dem Rücktritt Beckers leitet Domkapitular Michael Bredeck als Diözesanadministrator übergangsweise die westfälische Erzdiözese mit ihren rund 1,4 Millionen Katholiken. Bei der Wahl des neuen Erzbischofs will das Erzbistum Laien systematischer und transparenter als bisher einbeziehen. Damit greift Paderborn als erstes deutsches Bistum eine Idee des Synodalen Wegs auf. (stz)