Abwertung, sexuelle Belästigung, sexualisierte Gewalt

Theologin: "Sexismus ist für Pfarrerinnen Alltag"

Veröffentlicht am 24.10.2022 um 15:59 Uhr – Lesedauer: 

Bad Herrenalb/Karlsruhe ‐ Ihre fachliche Kompetenz werde übersehen, sie würden als "hysterisch" abgewertet, erlebten sexuelle Belästigung oder sogar sexualisierte Gewalt: Für evangelische Pfarrerinnen ist nach Einschätzung einer Expertin diskriminierendes Verhalten Alltag.

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Nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche erleben Frauen nach Einschätzung einer Expertin diskriminierendes Verhalten. "Sexismus ist für Pfarrerinnen Alltag", sagte die evangelische Theologin Sarah Banhardt (Heiligkreuzsteinach), die zur Geschichte der Frauenordination in Baden promoviert, am Montag in Bad Herrenalb vor der Synode der Evangelischen Landeskirche in Baden. Im Rahmen des Jubiläums "50 Jahre Frauen im Pfarramt" hatten Pfarrerinnen verschiedener Generationen von ihren Erfahrungen berichtet.

Laut Banhardt wird etwa die fachliche Kompetenz der Pfarrerinnen übersehen, ihre Kleidung kommentiert oder sie werden in Diskussionen als "hysterisch" abgewertet. Manche Theologinnen erlebten sexuelle Belästigung und in manchen Fällen sogar sexualisierte Gewalt. "Wir müssen Sexismus konsequent benennen und bekämpfen", verlangte die Theologin. Ein erster Schritt sei die bereits erfolgte Erweiterung der Richtlinien zum Schutz vor sexueller Gewalt, die jetzt auch Erwachsene als Opfer einbeziehe. Wichtig seien zudem Fortbildungen.

Selbstverpflichtung der Landeskirche wünschenswert

Auch 50 Jahre nach der rechtlichen Gleichstellung von Pfarrerinnen und Pfarrern sei die Frauenordination keine Selbstverständlichkeit. Um die Frauen im Pfarramt im ökumenischen Dialog zu stärken, sei eine Selbstverpflichtung der Landeskirche wünschenswert, "in der sie sich unverbrüchlich zur Ordination von Frauen bekennt". Banhardt forderte die badische Landeskirche auf, die Diskriminierung von Theologinnen institutionell aufzuarbeiten. "Damit könnte auch eine Schulderklärung verbunden werden, wie sie bereits in anderen Landeskirchen geschehen sei", sagte sie.

Die Herbsttagung der Landessynode dauert bis Donnerstag (27. Oktober). Die 72 Synodalen beschäftigen sich etwa mit den Themen Friedensethik und neue Gemeindeformen. (epd)