Moskauer Patriarch Kyrill I. lobt Russland als "Insel der Freiheit"
Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hat erneut zu einem verbalen Rundumschlag gegen den Westen ausgeholt. Zur Eröffnung der 24. Sitzung des Weltrussischen Volksrates am Dienstag in Moskau erklärte er, die Zukunft der menschlichen Zivilisation sei gefährdet, woran der Westen mit seiner Ideologie des Säkularismus sowie die Globalisierung schuld seien. Es gebe einen "epochalen Kampf zwischen Gut und Böse". Solange Russland eine "Insel der Freiheit" bleibe, werde es auch für den Rest der Welt die Chance geben, "den Lauf der Geschichte zu ändern und das globale apokalyptische Ende zu verhindern", sagte Kyrill.
Weiter hob der Patriarch die besondere Bedeutung der Orthodoxie für Russlands nationale spirituelle Identität hervor. Im säkularen Westen sei es dagegen schon "anstößig", sich als religiös zu bezeichnen. Russen, die in den Westen reisen, könnten dies bezeugen.
Globalisierung zerstöre traditionelle Werte
Die Globalisierung zerstöre traditionelle Werte, so der Patriarch. Er sprach von einer "nicht-religiösen Doktrin, in der Gott keinen Platz hat". Daher richten sich laut Kyrill globalistische Projekte auch gegen die Institution Familie. Unter anderem kritisierte er die rechtliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften, die Praxis von Sterbehilfe sowie Gentechnik. "Unsere gemeinsame Aufgabe ist, solchen Phänomenen Widerstand zu leisten."
Dem "schädlichen" westlichen Einfluss stellte der Patriarch Russland als positives Beispiel entgegen: "ein moderner Staat mit fortschrittlicher Wissenschaft, Technologie und Bildung, der von einem Präsidenten geleitet wird, der offen seinen Glauben bezeugt". Kyrill ist ein wichtiger Verbündeter des russischen Machthabers Wladimir Putin. Seine Unterstützung des Angriffskrieges gegen die Ukraine sorgt seit Monaten international für Empörung. Ende September versprach Kyrill russischen Soldaten die Vergebung all ihrer Sünden, wenn sie im Krieg ihr Leben opfern.
Präsident Macron hatte Papst Franziskus im Vatikan getroffen
Unterdessen verkündete der Kreml, grundsätzlich zu Gesprächen mit den USA, Frankreich und Papst Franziskus über die Ukraine bereit zu sein. "Russland ist offen für alle Kontakte", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag laut russischen Nachrichtenagenturen. Man müsse aber bedenken, dass Kiew Verhandlungen ausgeschlossen habe.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte den Papst am Montag bei einem Treffen im Vatikan gebeten, Putin, Kyrill und US-Präsident Joe Biden anzurufen, damit sie den "Friedensprozess" für die Ukraine fördern, wie er dem Magazin "Le Point" sagte. Peskow begrüßte Macrons Vorschlag: "Wenn das alles im Einklang mit den Bemühungen steht, mögliche Lösungen zu finden, dann kann das positiv bewertet werden." Russland hatte Anfang Oktober die vier ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja völkerrechtswidrig annektiert. Mit Raketen und Drohnen greift es seither weiter Orte in der ganzen Ukraine an. (tmg/KNA)
25.10., 18:15 Uhr: Ergänzt um Aussagen des Kreml.