An Allerheiligen gehe es um "Blick Gottes auf alle Menschen"

Kardinal Marx: Jesu Bergpredigt ist gerade in der Krise relevant

Veröffentlicht am 01.11.2022 um 13:40 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Allerheiligen sieht der Münchner Kardinal Reinhard Marx als Widerspruch zu der Haltung, mit der Bergpredigt Jesu könne man keine Politik machen. Das Fest erlaube einen "anderen Blick auf die Geschichte und das, was auch passiert ist".

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat an Allerheiligen zur Orientierung an der Bergpredigt Jesu aufgerufen. Diese verdeutliche, "dass die Armen ihren Platz haben, dass Versöhnung geschenkt wird, dass Gerechtigkeit angestrebt werden kann", sagte er am Dienstag bei einem Gottesdienst in München. Gerade jetzt sei diese Botschaft wichtig, "wo wir in einer Situation sind, in der – stärker vielleicht als je zuvor – von Krisen die Rede ist, von Polarisierung, Nationalismus, Kriegen, wo neue Spaltungen entstehen", so Marx laut Mitteilung seiner Pressestelle.

Der Kardinal ergänzte, an Allerheiligen gehe es nicht nur um die Heiligen der katholischen Kirche, sondern "um den Blick Gottes auf alle Menschen, die – wissend oder unwissend – in der Spur des Mannes gegangen sind, der uns die Bergpredigt geschenkt hat".

Allerheiligen erlaube einen "anderen Blick auf die Geschichte"

Das Fest Allerheiligen bezeichnete Marx als einen Widerspruch gegen die Meinung, mit der Bergpredigt könne man "keine Politik machen". Politik sei "Weltgestaltung, Prägung der Welt". Und Allerheiligen erinnere daran, "dass die vielen Zeuginnen und Zeugen, die in der Spur Jesu und in der Spur der Bergpredigt gegangen sind, durchaus Wirkung entfaltet haben – ein Segen waren und sind".

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In diesem Sinne erlaube Allerheiligen einen "anderen Blick auf die Geschichte und das, was auch passiert ist", sagte der Erzbischof. "Nicht auf die, die vordergründig da sind und mit Macht und Profitinteressen alles unter ihre Hände nehmen", sondern auf "die Friedensstifter, die Sanftmütigen, die ohne Gewalt aufgetreten sind und nach Gerechtigkeit gesucht haben".

An Allerheiligen gedenken die Katholiken der Verstorbenen. Ursprünglich war der 1. November jedoch kein Tag des Totengedächtnisses, sondern ein österliches Fest, an dem sich die Kirche der unbekannten Heiligen erinnerte. Eigentlicher Totengedenktag ist der 2. November, das Fest Allerseelen.

Die biblische Bergpredigt ist eine der am meisten zitierten großen Lehr-Reden Jesu. Sie fasst die sittliche Unterweisung der Jünger zusammen und verkündet die Ethik der Gottesherrschaft, auf die hin das Leben in der Welt ausgerichtet werden muss. In ihrem Mittelpunkt steht das christliche Liebesgebot: die Fürsorge für den Nächsten. (KNA)