Für G7-Gipfel in Münster: Kreuz in Friedenssaal wurde entfernt
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes hat Medienberichte bestätigt, wonach das Ratskreuz im Friedenssaal des Historischen Rathauses in Münster für die Dauer des G7-Gipfels entfernt wurde. Allerdings sei Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit der Entscheidung nicht befasst gewesen, erklärte der Sprecher am Freitag in Berlin. Es habe sich dabei um eine Absprache zwischen Protokoll und der Stadt Münster gehandelt und sei keine Entscheidung auf politischer Ebene gewesen.
Zuvor hatten unter anderem die "Westfälischen Nachrichten" (WN) von der Entfernung des Kreuzes berichtet. Auf Anfrage bestätigte die Stadt Münster demnach eine entsprechende Bitte aus dem Auswärtigen Amt. Man habe dies damit begründet, dass Menschen mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund an dem Treffen teilnähmen. Laut Bild-Zeitung nannte das Auswärtige Amt "protokollarische Gründe".
Eine solche Bitte sei bislang noch nie an die Stadt gerichtet worden, schrieben die "Westfälischen Nachrichten" unter Berufung auf Kreise der Stadtverwaltung. Dabei hatte Baerbock sich den Friedenssaal als Tagungsort des Außenministertreffens gewünscht, wie Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) kürzlich bestätigte. Vor dem – nun vorübergehend entfernten – Ratskreuz werden bis heute alle neuen Mitglieder des Münsterschen Stadtrats vereidigt, es sei denn, sie verzichten ausdrücklich auf den Zusatz "So wahr mir Gott helfe". Bei einem Besuch von Großimam Ahmad al-Tayyeb aus Kairo im Jahr 2016 war das Kreuz nicht entfernt worden.
Bistum: Traditionen lassen sich nicht einfach abhängen
Das Bistum Münster hält das Abhängen des Ratskreuzes für "nicht nachvollziehbar" und kritisierte ein "verkürztes Verständnis von Toleranz". "Das Kreuz steht – auch, wenn das nicht immer eingehalten wurde und wird – für Toleranz, Friedfertigkeit und Mitmenschlichkeit. Das Kreuz steht für die Überwindung von Gewalt und Tod. Das Kreuz steht von daher genau für die Zielsetzungen, die die Außenminister mit ihrem Zusammenkommen in Münster anstreben", heißt es in einer Stellungsnahme des Bistums am Freitag. Man begrüße es, dass die Außenminister den Friedenssaal für ihre Beratungen gewählt hätten und damit an dessen Geschichte anknüpften. "Traditionen und damit verbundene Symbole, die Ausdruck von Werten, Haltungen und religiösen Überzeugungen sind, lassen sich aber nicht einfach 'abhängen'."
Das Bistum kündigte an, über das Katholische Büro in Berlin sein Befremden über die Maßnahme zum Ausdruck zu bringen und das Außenministerium um eine offizielle Begründung für die Maßnahme zu bitten.
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Das Kreuz stammt nach Angaben der Stadt Münster aus dem Jahr 1540 und ist damit über 100 Jahre älter als der 1648 im Friedenssaal geschlossene Westfälische Friede. In der Regel würden neue Ratsmitglieder in Münster vor ihm vereidigt. Die Außenminister der G7-Staaten Deutschland, USA, Frankreich, Italien, Japan, Kanada und Großbritannien beraten seit Donnerstag im Friedenssaal des Rathauses.
Der Münsteraner Bischof Felix Genn rief die Außenminister anlässlich des Treffens dazu auf, sich für Frieden einzusetzen. "Unsere Welt braucht Frieden – unsere Schöpfung braucht einen friedvollen und verantwortungsvollen Umgang mit ihr", sagte Genn in einem vom Bistum Münster verbreiteten Statement (Donnerstag). "Der Frieden ist das höchste Gut" laute die Inschrift über der Tür zum Friedenssaal. Er hoffe und bete dafür, dass die Beratungen unter diesem Geist und mit dieser Zielsetzung stattfinden könnten.
Bei einer Mahnwache der ukrainischen Gemeinde im Bistum Münster rief Weihbischof Stefan Zekorn am Donnerstag dazu auf, Russland als den eindeutigen Aggressor im Krieg gegen die Ukraine zu benennen. "Dem russischen Präsidenten und seinem Regime müssen ihre Grenzen deutlich aufgezeigt werden", forderte der Weihbischof und mahnte laut Pressemitteilung des Bistums, sich nicht "an diesen fürchterlichen Krieg" zu gewöhnen. "Wir drücken als deutsche Zivilgesellschaft ausdrücklich unsere Bereitschaft aus, die Nachteile für unser Leben zu tragen, die Sanktionen gegen Russland bedeuten", erklärte Zekorn. Nicht Gewalt, Krieg und Terror würden das letzte Wort haben, sondern Friedfertigkeit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe. (cbr/KNA)
04.11.22, 15.05 Uhr: ergänzt um Stellungnahme des Bistums Münster