Außenministerin: Es hätte dorthin gehört

Baerbock bedauert Kreuz-Entfernung bei G7-Treffen

Veröffentlicht am 04.11.2022 um 18:29 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Dass für das Treffen der G7-Außenminister im Friedenssaal von Münster ein Kreuz entfernt wurde, sorgt für viel Unverständnis. Nun äußerte sich Bundesaußenministerin Anna-Lena Baerbock: "Es wäre gut gewesen, wenn es nicht weggeräumt worden wäre."

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Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bedauert die Entscheidung, für das Treffen der G7-Außenminister im Friedenssaal von Münster ein zum Inventar gehörendes Kreuz zu entfernen. Dies sei ausschließlich eine organisatorische, keine politische Maßnahme gewesen, sagte sie bei der Abschlusspressekonferenz am Freitagabend in Münster. Sie selbst habe davon erst am Morgen erfahren. Auch wenn der Historische Friedenssaal im Rathaus als Konferenzraum umgebaut werden musste, so hätte das Kreuz dorthin gehört. "Es wäre gut gewesen, wenn es nicht weggeräumt worden wäre", so Baerbock.

Nachdem zunächst Medien wie "Westfälische Nachrichten" und "Bild" auf das fehlende Inventar im Historischen Friedenssaal hingewiesen hatten, kritisierten am Freitag auch das Bistum Münster und Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) das Entfernen des hölzernen historischen Ratskreuzes.

Ein Sprecher des Außenministeriums hatte die Maßnahme protokollarisch begründet. Explizit betonte er, dass Baerbock nicht mit dem Vorgang befasst gewesen sei. Nach Angaben der Stadt Münster bat das Außenamt um Entfernung des aus dem Jahr 1540 stammenden Kreuzes, da Menschen mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen am G7-Treffen teilnähmen.

Kreuz stehe für "Toleranz, Friedfertigkeit und Mitmenschlichkeit"

Das Bistum Münster nannte die Maßnahme "nicht nachvollziehbar" und sprach von einem verkürzten Verständnis von Toleranz. "Das Kreuz steht – auch, wenn das nicht immer eingehalten wurde und wird – für Toleranz, Friedfertigkeit und Mitmenschlichkeit" sowie "für die Überwindung von Gewalt und Tod", erklärte das Bistum. Das entspreche den Zielsetzungen der in Münster versammelten Außenminister.

Zugleich begrüßte das Bistum die Wahl des Friedenssaals als Ort für die G7-Beratungen, um damit an die Geschichte anzuknüpfen. "Traditionen und damit verbundene Symbole, die Ausdruck von Werten, Haltungen und religiösen Überzeugungen sind, lassen sich aber nicht einfach 'abhängen'."

Bild: ©katholisch.de

Die Diözese Münster hatte erklärt, die Maßnahme, das Kreuz entfernen zu lassen, sei "nicht nachvollziehbar".

Münsters Oberbürgermeister Lewe erklärte, seiner Meinung nach hätte "diese Entscheidung so nicht getroffen werden dürfen, und ich bedaure sie". Das Kreuz, so Lewe weiter, gehöre seit Jahrhunderten zum Friedenssaal und damit zur Geschichte und Kultur des Konferenzortes.

Die Stadt habe bei der Besichtigung des Friedenssaales durch das Protokoll des Auswärtigen Amtes deutlich gemacht, dass das Kreuz zum Friedenssaal gehöre, berichteten die "Westfälischen Nachrichten". Sollte es entfernt werden, wäre dies erklärungsbedürftig. Trotzdem habe das Protokoll des Auswärtigen Amtes klargemacht, das Kreuz könne nicht an dieser Stelle bleiben.

Der Zeitung zufolge war es das erste Mal, dass das Ratskreuz aus dem Historischen Friedenssaal des Rathauses entfernt wurde. Bis heute werden vor dem Kruzifix in der Regel alle neuen Mitglieder des Münsterschen Stadtrats vereidigt. Weder bei einem Besuch von Großimam Ahmad al-Tayyeb, einem der wichtigsten islamischen Führer, noch bei einer Visite des Dalai Lama im Friedenssaal war das Kreuz entfernt worden.

Kritik auch vom Zentralrat der Muslime

Kritik an der Entfernung kam unterdessen auch vom Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek. Mit dem Westfälischen Frieden, der 1648 geschlossen und teilweise in Münster verhandelt worden war, gehe auch die Beschäftigung mit dem Christentum und vor allem der Kirche und Aufklärung jener Zeit einher, twitterte Mazyek.

Bereits im Oktober hatte es Debatten über den Umgang des Auswärtigen Amtes mit dem Thema Religion gegeben. Damals war bekannt geworden, dass im Referat "Religion und Außenpolitik" keine Religionsvertreter auf Vertragsbasis als Berater beschäftigt werden. Die Abteilung "Religion und Außenpolitik" wurde vor vier Jahren im Auswärtigen Amt eingerichtet. Ebenfalls öffentlich wurde, dass das Auswärtige Amt nicht länger die Lindauer Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft finanziell unterstützt. (KNA)

4.11., 19:05 Uhr: ergänzt um weitere Details.