Diaspora-Aktion eröffnet – Wiesemann: Dürfen nicht zur Sekte werden
Mit einem feierlichen Gottesdienst ist am Sonntag im Speyrer Dom die Diaspora-Aktion eröffnet worden. Durch die Spendensammlung will das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken Christen in Europa unterstützen, die in einer Minderheitensituation, der Diaspora, leben.
Für Bischof Karl-Heinz Wiesemann geht es darum, dass Menschen aus dem Gefühl der Zerstreuung und aus einem Ohnmachtsgefühl zusammengeführt würden. Auch wenn die Kirche kleiner werde, dürften sich die Christen nicht "in unser kleines Schneckenhaus zurückziehen". Wiesemann wörtlich: "Wir dürfen nicht zur Sekte werden." Vielmehr seien Christen Netzwerker und "Menschenfischer im besten Sinn des Wortes".
An dem Gottesdienst im Kaiserdom nahmen auch die Bischöfe Czeslaw Kozon aus Kopenhagen und Philippe Jourdan aus Tallinn teil. In Dänemark und Estland liegt der Katholikenanteil unter einem Prozent. Das Bonifatiuswerk unterstützt Katholiken in Nord- und Ostdeutschland, in Skandinavien und im Baltikum. Im Vorjahr gingen fast elf Millionen Euro Spendengelder in mehr als 700 Projekte. Namensgeber ist der als Apostel der Deutschen geltende Heilige Bonifatius (um 672-754).
Festakt mit Preisverleihung
Beim anschließenden Empfang sagte die stellvertretende rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Katharina Binz (Grüne) mit Blick auf das Diasporaaktions-Motto "Mit dir zum wir", dieses Leitwort könne treffender nicht sein. Es bedeute eine Aufforderung an alle, "in diesen schweren Zeiten zusammenzustehen".
Verliehen wurden bei dem Festakt auch der "Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland". Damit würdigt das Werk alle drei Jahre den Einsatz von Menschen, die "neue Wege einschlagen oder bewährte Traditionen weiterdenken, um die Botschaft des Evangeliums kreativ und innovativ weiterzutragen".
Der mit 5.000 Euro dotierte erste Preis ging nach Telgte. Ausgezeichnet wurden der dortige Kinder-Pilger-Club und die Kirchengemeinde Sankt Marien für ihr Projekt "KinderPilgerWeg", bei dem erklärt wird, warum jährlich Tausende in die westfälische Stadt pilgern. Auf dem mit 3.000 verbundenen zweiten Platz landete der Pfarrverband Stiftsland aus Bischofswiesen in Bayern. Der dort entstandene "Trostkoffer" will Eltern von Kindergarten- und Grundschulkindern helfen, Trauer zu bewältigen. Den dritten Platz – ausgezeichnet mit 1.000 Euro – erhielt die ökumenisch getragene Radiokinderkirche aus Kiel. Ziel ist es, im persönlichen Umfeld Räume zu schaffen, in dem Eltern mit Kindern Gottesdienst feiern können. (KNA)
6.11., 14:05 Uhr: ergänzt um weitere Details.