Irland: Missbrauchsvorwürfe gegen 77 Spiritaner-Patres
Der Missbrauchsskandal bei den Spiritanern in Irland hat größere Ausmaße als bisher angenommen. Wie der Provinzobere des Ordens, Martin Kelly, in einer am Montag ausgestrahlten Dokumentation im staatlichen TV-Sender RTE einräumte, werfen 233 ehemalige Schüler 77 Patres an Ordensschulen vor, sie sexuell missbraucht zu haben. Seit 2004 habe die Kongregation den Betroffenen insgesamt 5 Millionen Euro Entschädigung gezahlt.
In der Dokumentation ging es um zwei Brüder, die in den 1970er und 1980er Jahren Missbrauch an einem Dubliner College erlitten haben. Bereits 2002 hatten Aussagen von ihnen zu mehreren Anklagen gegen einen Pater geführt. Der damals 82-Jährige wies alle Anschuldigungen zurück. 2007 wurde das Strafverfahren gegen ihn eingestellt, 2010 starb der Geistliche.
Geständnis, aber kein Verfahren
Ein weiterer Pater lebte bereits in Kanada, als die beiden Brüder Vorwürfe gegen ihn erhoben. Er gab später zwar zu, dass er die beiden Jungen missbraucht hatte; weil es jedoch kein Auslieferungsabkommen zwischen Kanada und Irland gibt, kam es nie zu einem Verfahren. Er starb 2011. Ein anderer Pater war 2009 wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Schülern zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
In Irland sind mehr als 90 Prozent der Schulen in kirchlicher Hand, davon etwa 88 Prozent in katholischer. In den vergangenen Jahren hatten Berichte über Misshandlung und Missbrauch sowie Zwangsadoptionen in katholischen Einrichtungen wie etwa Mutter-und-Kind-Heimen für Empörung gesorgt. (mal)