In Polen wollen immer weniger Schüler Religionsunterricht
In Warschau interessieren sich immer weniger Schülerinnen und Schüler für Religionsunterricht. Laut einer neuen Statistik der polnischen Hauptstadt wählten in diesem Schuljahr nur noch 29 Prozent der Gymnasiasten das Fach Religion. Im Schuljahr 2021/2022 seien es noch 33 Prozent gewesen.
In der achtjährigen Grundschule gehen derzeit laut der Erhebung des städtischen Bildungsamtes knapp 67 Prozent der Kinder zum Religionsunterricht – gegenüber 72 Prozent im Vorjahr. Eltern können für ihre Kinder Religion oder Ethik wählen oder sich gegen beide Fächer entscheiden. Jugendliche bestimmen das in der Regel selbst. "Reli" unterrichten in Polen meist katholische Geistliche oder von der Kirche ausgebildete Katecheten.
Kirche in Polen büßte zuletzt an Autorität ein
Für Ethik meldeten sich unverändert 3 Prozent der Gymnasiasten an. An den Grundschulen stieg die Zahl der Teilnehmer am Ethikunterricht von 13 auf 14 Prozent. Am geringsten ist das Interesse am Religionsunterricht in Abiturklassen. Im Schnitt wählten dort nur 19 Prozent das Fach. In der zweiten Grundschulklasse nehmen hingegen 77 Prozent am Religionsunterricht teil - der Rekordwert aller Schulklassen. In der siebten Klasse sind es 49 Prozent.
In Polen sind mehr als 90 Prozent der Bevölkerung katholisch. Die Kirche dort büßte aber unter anderem wegen Missbrauchsskandalen zuletzt an Autorität ein. Besonders im westpolnischen Breslau (Wroclaw) meldeten sich laut Medienberichten in diesem Schuljahr viele Schülerinnen und Schüler der Oberstufe vom Religionsunterricht ab, nämlich rund 80 Prozent. Statistiken für ganz Polen gibt es noch nicht. Im Schuljahr 2020/21 nahmen nach Angaben der Kirche landesweit 85,7 Prozent aller Schüler am Religionsunterricht teil. (KNA)