Franziskus wünscht rechter Regierung in Italien "das Beste"

Papst: Im Alter empfinde ich Ruhe, Frieden, Freude und Frömmigkeit

Veröffentlicht am 18.11.2022 um 15:24 Uhr – Lesedauer: 

Turin ‐ Papst Franziskus ist nicht mehr der Jüngste. Doch wie fühlt man sich im Alter so? Darauf antwortete das Kirchenoberhaupt jetzt in einem Interview – und sprach auch über Italiens rechte Regierung und den Ukraine-Krieg.

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Papst Franziskus (85) sieht sein Leben als alter Mensch rundum positiv. Kurz vor einem Familienbesuch in Norditalien, bei dem er mit einer 90-jährigen Cousine deren Geburtstag feiern will, sagte der Papst, er empfinde im Alter "Ruhe, einen tiefen Frieden und echte Freude. Und Frömmigkeit." Franziskus äußerte sich im Interview der Tageszeitung "La Stampa" (Freitag). Erneut zitierte er in diesem Kontext den Vers seines deutschen Lieblingsdichters Friedrich Hölderlin (1770-1843) aus dessen Gedicht an die "verehrungswürdige Großmutter": "Es ist ruhig das Alter und fromm."

Auf die Frage, wo er Gott begegne, antwortete der Papst: "Ich bete. Und am morgen feiere ich die Eucharistie, dort finde ich den Herrn. Und dann finde ich ihn in dem, was ich tue, und vor allem in den Menschen, denen ich begegne." Er denke jeden Tag über sein Leben nach und erforsche sein Gewissen. Dabei begreife er, welche Segnungen er vom Leben empfange – aber auch, was es an schlechten Gedanken und Taten gebe. In dem Interview rezitierte der Papst ein Gebet aus der Heimat seiner nach Argentinien ausgewanderten Eltern im piemontesischen Dialekt. Es endet mit dem Satz: "Das Leben geht vorbei wie das Wasser eines Flusses, aber Du, Madonna, bleibst."

Papst will sich nicht in italienische Politik einmischen

Franziskus, er wolle sich nicht in die italienische Politik einmischen. "Es gibt eine legitime, vom Volk gewählte Regierung, sie steht am Anfang ihres Weges, und ich wünsche denjenigen, die sie leiten, und ihren Mitarbeitern das Beste", so der Papst. Auch der Opposition wünsche er, dass sie gut mit der Regierung zusammenarbeite und beide das Gemeinwohl und eine bessere Zukunft aller in Italien als Aufgabe und Ziel im Blick behielten.

Weiter geht aus dem Interview hervor, dass Franziskus demnächst die neue rechtsnationale Ministerpräsidentin Giorgia Meloni treffen will. Dies entspricht einer Tradition, die von den Päpsten seit Jahrzehnten gepflegt wird. Zugleich erinnerte der Papst an den von ihm eingeführten Welttag der Armen, der am vergangenen Sonntag begangen wurde. "Ich bitte alle Regierenden aller Länder, die Letzten nicht zu vergessen", sagte er.

Franziskus hält Frieden in der Ukraine für möglich

Frieden in der Ukraine hält Franziskus weiter für möglich. "Aber wir müssen uns alle bemühen, die Herzen zu entmilitarisieren. Wir müssen alle Pazifisten sein. Wir wollen Frieden und nicht bloß einen Waffenstillstand, der vielleicht nur der Wiederaufrüstung dient", sagte er. Der Vatikan verfolge die Entwicklung sehr aufmerksam, so der Papst. Das Staatssekretariat bewerte "jeden Tag jede Hypothese und jeden Schimmer, der zu einem echten Waffenstillstand und echten Verhandlungen führen könnte". In der Zwischenzeit engagiere man sich für humanitäre Hilfe, um das Leid der Ukrainer zu lindern. Auch versuche man, den Gefangenen zu helfen.

Am Donnerstagabend hatte der Chefdiplomat des Vatikan, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, erneut zu Frieden und Gerechtigkeit in der Ukraine aufgerufen. "Wenn der Herr uns bittet, die andere Wange hinzuhalten, bittet er uns nicht, uns der Ungerechtigkeit zu beugen", sagte Parolin bei einer Friedensmesse zum 30-Jahr-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen der Ukraine und dem Heiligen Stuhl. (tmg/KNA)