Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik scheint nicht religiös motiviert

Gott spielt keine Rolle

Veröffentlicht am 23.01.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Bonn/Bangui ‐ Die katholische Kirche sieht in der Auseinandersetzung in der Zentralafrikanischen Republik keinen Konflikt zwischen Christen und Muslimen. Sowohl die bischöfliche Kommission Justitia et Pax und Caritas international als auch die Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) warnten davor, die religiöse Komponente des Konflikts überzubewerten.

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"Es ist eher ein historischer Zufall, dass die eine Rebellengruppe überwiegend aus Muslimen besteht und die andere überwiegend aus Christen", so Jörg Lüer, Beauftragter für Friedens-, Sicherheits- und Versöhnungspolitik der kirchlichen Kommission Justitia et Pax.

Tatsächlich gehören der Rebellenarmee Seleka, die vor knapp einem Jahr den bisherigen Präsidenten Francois Bozize stürzte, fast ausschließlich Muslime an. Auch der mittlerweile abgetretene erste Interimspräsident Djotodia ist Muslim. Doch sein Marsch auf die Hauptstadt Bangui habe politische Gründe: "Da ging es um Macht und Zugang zu lukrativen Positionen in der Regierung", so Lüer.

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Zudem sei es kein Zufall, dass die Gewalt just in dem Moment einsetzte, als Djotodia die Seleka formal aufgelöst hatte: "Das ist ein häufiges Problem bei Milizen. Wenn man sie entmilitarisiert, muss man ihnen etwas bieten. Ansonsten hat man eine ganze Truppe arbeitsloser Soldaten, die dann auf eigene Faust zusehen, wie sie an Geld kommen."

Bischof Louis Portella Mbuyu von Kinkala
Bild: ©KNA

Bischof Louis Portella Mbuyu von Kinkala in der Republik Kongo.

Zur Gegenwehr bildeten sich die sogenannten Anti-Balaka Milizen, die überwiegend aus Christen bestehen. Doch auch Christoph Klitsch-Ott, Afrika-Referatsleiter von Caritas International, sieht darin keinen Religionskonflikt: "Die Kirchen haben keine Milizen aufgestellt", so Klittsch-Ott, "im Kern ist es ein politischer Machtkampf, dessen Ursprung in unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen wurzelt, zum Beispiel zwischen sesshaften Bauern und nomadisierenden Viehhirten." Die Anti-Balaka hätten keine religiös motivierte Agenda: "Sie planen jedenfalls nicht die Ausrottung des Islam."

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Und Louis Portella Mbuyu , Bischof von Kinkala in der Republik Kongo und Vizepräsident der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) ergänzte: "Die Anti-Balaka wollten in erster Linie die Interessen der Seleka bekämpfen, egal ob sie nun muslimisch sind oder nicht." Die Situation sei außer Kontrolle geraten, und nun richteten sich die Anti-Balaka auch gegen Muslime. "In einer Spirale der Gewalt denken die Menschen nicht mehr nach", ergänzte Mbuyu.

Die Europäische Union hatte am Montag entschlossen, Frankreich und die Afrikanische Union bei deren Einsatz in der Zentralafrikanischen Republik zu unterstützen. Außenminister Frank Walter Steinmeier hatte es zum Ziel der Mission erklärt, die Hauptstadt und den dortigen Flughafen zu sichern, bis die Eingreiftruppe der Afrikanische Union (MISCA) die geplante Truppenstärke von 6000 Mann von etwa 6.000 erreicht hat und sich selbst um eine friedliche Lösung des Konflikts kümmern kann. (mir/KNA)