Liechtensteiner Erbprinz kritisiert Erzbischof für Absage von Messe
Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein hat den Vaduzer Erzbischof Wolfgang Haas kritisiert, weil dieser die traditionelle Messe zur Eröffnung des Liechtensteiner Parlaments am 26. Januar abgesagt hatte. "Ich glaube, es wäre besser gewesen, wenn er die Messe nicht abgesagt, sondern selbst gelesen und in einer Predigt geeignete Worte gefunden hätte", sagte der Erbprinz dem Liechtensteiner "Volksblatt" am Donnerstag. Er bedauere die Absage des Gottesdienstes und würde es begrüßen, "wenn ein neuer Erzbischof es wieder einführen würde". Als Begründung für seine Entscheidung hatte der als erzkonservativ geltende Haas eine Gesetzesinitiative zur Öffnung der Ehe für alle angeführt.
Erbprinz Alois geht davon aus, dass das Erzbistum Vaduz auch nach der wahrscheinlich bevorstehenden Emeritierung von Erzbischof Wolfgang Haas 2023 fortbestehen werde. "Die Beibehaltung des Erzbistums befürworte ich einerseits aus Souveränitätsgründen, weil der Vatikan in den letzten Jahren dazu übergegangen ist, pro Staat ein eigenes Erzbistum zu errichten", so der Prinzregent und Thronfolger. Andererseits habe der Nachfolger von Haas an der Spitze eines eigenen Erzbistums "auch die Möglichkeit, sehr viel Positives in Liechtenstein und darüber hinaus zu bewirken", so der Erbprinz. Als Beispiel nannte er den Erzbischof von Luxemburg, Kardinal Jean-Claude Hollerich, der "eine ganz wichtige Rolle für die katholische Kirche in Europa" wahrnehme. Hollerich ist seit 2018 Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE). Beobachter deuten diese Formulierung des Erbprinzen als indirekte Kritik an Haas. Der 54-jährige Alois bezeichnet sich selbst als gläubigen Katholiken, der "regelmäßig in den Gottesdienst" gehe.
Erzbischof Haas muss im August seinen Rücktritt anbieten
Im August wird Erzbischof Haas 75 Jahre alt und muss daher laut Kirchenrecht altersbedingt dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Ob derzeit schon die Suche nach einem Nachfolger laufe, könne er nicht sagen, so Erbprinz Alois. "Ich glaube auch nicht, dass es für die Kandidatensuche hilfreich wäre, wenn dies in einem sehr öffentlichen Prozess geschehen würde. Dadurch könnten gute Kandidaten abgeschreckt werden." Die Entscheidung zur Neubestellung eines Erzbischofs liege allein in der Hand des Heiligen Stuhls. "Ein Vorschlagsrecht wie teils in anderen Bistümern gibt es bei uns nicht", sagte der Erbprinz.
Vor 25 Jahren rief Papst Johannes Paul II. das bis dahin nicht existente Erzbistum Vaduz ins Leben. Es wurde vom Territorium des Schweizer Bistums Chur abgetrennt, der Churer Bischof Haas wurde als Erzbischof der neuen Erzdiözese eingesetzt, die zu keiner Bischofskonferenz gehört und direkt dem Heiligen Stuhl untersteht. In Chur war ein Verbleib von Haas als Oberhirte aufgrund seiner äußerst konservativen Amtsführung und seinem Kommunikationsstil nicht mehr möglich gewesen. (rom)