Dogmatiker: Heiligsprechung würde Benedikt XVI. Kritik entheben
Der katholische Theologe Oliver Wintzek schließt sich Warnungen an, den gestorbenen Papst Benedikt XVI. schnell zum Kirchenlehrer zu erheben oder selig zu sprechen. "Man würde ihn damit eigentlich der Kritik entheben wollen", sagte der Dogmatiker am Freitag dem kirchlichen Kölner Onlineportal domradio.de. Die Erhebung zum Kirchenlehrer sei eine "Art theologische Heiligsprechung". Das von ihm Gelehrte erhielte dadurch ein "Gütesiegel normativer Art".
In seiner Amtszeit habe Benedikt viele Theologinnen und Theologen gemaßregelt. "Dass er gegen die Moderne opponierte, mit ihr immer fremdelte, dass er eine Entweltlichung von dieser Gegenwart verfocht, stimmt", sagte Wintzek, der an der Katholischen Hochschule in Mainz lehrt. "Somit hat seine ganze Theologie irgendwie die Aura, dass sie aus der Zeit und damit auch aus der Welt gefallen ist."
Aus der Zeit gefallene Theologie
Der Theologe kritisierte zudem eine "inflationäre Selig- und Heiligsprechungen von Päpsten" in der jüngeren Vergangenheit. "Damit soll sozusagen diese Amtsstruktur in die Aura des Sakrosankten erhoben werden." Er regte stattdessen Diskussion darüber an, ob nicht Theologen wie Karl Rahner, Hans Küng, Johann Baptist Metz und Leonardo Boff zu Kirchenlehrern erhoben werden sollten.
Die Bezeichnung Kirchenlehrer ist ein offizieller Titel, den die katholische Kirche einem Heiligen verleiht, der sich durch Rechtgläubigkeit der Lehre, Heiligkeit des Lebens oder hervorragende wissenschaftliche Leistung und ausdrückliche Anerkennung durch die Kirche auszeichnet. Die Ernennung erfolgt durch den Papst.
Die Frage, ob der kürzlich verstorbene ehemalige Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen werden soll, wurde rund um seine Beerdigung immer wieder diskutiert. Auf dem Petersplatz gab es am Ende der Feier einzelne "Santo subito"-Rufe (Heiligsprechung jetzt). Dagegen meldeten die Vorsitzenden der Deutschen und italienischen Bischofskonferenz, Georg Bätzing und Matteo Zuppi, Bedenken an. (cph/KNA)