In nächster Zeit kein gemeinsamer Gottesdienst mit Kölner Kardinal geplant

Trotz Causa Woelki: Präses Latzel will gute Beziehung zu Katholiken

Veröffentlicht am 17.01.2023 um 17:49 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ Die Evangelische Kirche im Rheinland hatte kurzfristig den traditionellen Adventsgottesdienst mit Kardinal Woelki abgesagt. Auch wenn man in nächster Zeit keine gemeinsame Veranstaltung plane, sei man an guten Beziehungen zur katholischen Kirche interessiert.

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Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) legt trotz der Vertrauenskrise im Erzbistum Köln weiter Wert auf gute Beziehungen zur katholischen Kirche. Das sagte der evangelische Präses Thorsten Latzel am Dienstag vor Journalisten am Rande der EKiR-Landessynode in Düsseldorf. Im vergangenen Jahr hatte die evangelische Landeskirche den traditionellen ökumenischen Adventsgottesdienst mit Latzel und dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kurzfristig abgesagt. Man hätte diese Feier in der Öffentlichkeit nicht mehr als Gottesdienst, sondern als kirchenpolitische Stellungnahme in einem innerkatholischen Streit verstanden, sagte Latzel. "Wir sind hier dran, nach anderen Formen und anderen Ebenen zu gucken." Auf Nachfrage erklärte er, dass in nächster Zeit kein gemeinsamer Gottesdienst mit Woelki anstehe.

Zuvor hatte Latzel seinen Bericht vor der Landessynode, dem höchsten Entscheidungsorgan der Landeskirche, vorgetragen. Der leitende Geistliche sprach sich für mehr Fortschritt bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch aus. "Zu oft wurde weggesehen, geschwiegen oder versucht, die Institution zu schützen", sagte er. "Es ist beschämend, was die Betroffenen erleiden mussten, auch im Umgang mit ihnen nach den Taten." Die Kirche könne hier nur um Entschuldigung bitten.

Zwar unterscheide sich die Situation in der evangelischen Kirche von jener in der katholischen, sagte Latzel weiter: "Wir haben kein Zölibat, kein Weiheamt, eine andere Sexualmoral, Frauen in Leitungsämtern." Dennoch habe es auch in der evangelischen Kirche Missbrauch gegeben - "ganz besonders früher in Heimen". Der Präses kündigte an, dass im Herbst erste Ergebnisse einer von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierten Aufarbeitungsstudie vorliegen würden.

Bedeutungsverlust der Kirchen

In seinem Bericht bedauerte Latzel zudem einen wachsenden Bedeutungsverlust von Kirche und Religion: "Die Rede von Gott ist für immer mehr Menschen schlicht fremd, teils unverständlich." Er forderte weiterhin Einsatz, um Gemeinschaften, Gemeinden und auch die Institution Kirche zu stärken. 

Latzel ist seit 2021 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Im Dezember sagte er, dass die evangelische Kirche oft "in Mithaftung" genommen werde für die Krise im Erzbistum Köln. Es sei aber nicht Aufgabe der evangelischen Kirche, die Fragen der katholischen Seite zu lösen. (ben/KNA)