Papst wendet sich gegen Ausgrenzung Homosexueller
Papst Franziskus hat sich erneut zum Thema Homosexualität geäußert. In einem Gespräch mit dem populären italienischen Psychotherapeuten und Buchautor Salvo Noe wandte sich der Papst gegen eine Ausgrenzung Homosexueller und sagte: "Der Stil Gottes ist Nähe, Barmherzigkeit und Zärtlichkeit. Nicht Urteil und Ausgrenzung. Gott nähert sich liebevoll jedem seiner Kinder. Sein Herz steht jedem offen. Er ist Vater. Liebe spaltet nicht, sondern eint."
Das Gespräch ist enthalten in einem Buch mit dem Titel "La Paura come Dono" ("Die Angst als Geschenk"). Es erscheint auf Italienisch am Mittwoch im kirchennahen San Paolo-Verlag. Das Webportal Vatican News zitierte bereits am Samstag ausführlich daraus.
Übermäßige Angst nicht christlich
In ähnlichen Worten hatte sich Papst Franziskus bereits vergangenen Mai zu homosexuellen Menschen und weiteren Personen der LGBT-Community geäußert. In einem Kurzinterview mit dem "America Magazine" sagte das Kirchenoberhaupt, dass diese Menschen nicht "von der Kirche", sondern von "Menschen in der Kirche" abgelehnt würden. "Eine 'selektive' Kirche, eine 'reinblütige', ist nicht die Heilige Mutter Kirche, sondern eine Sekte", so Franziskus.
Zum Thema Angst sagte der Papst in dem neuen Buch, übermäßige Angst sei nicht christlich. Auch er fürchte manchmal, Fehler zu machen, aber "diese Angst hilft mir in diesem Fall, denn sie sorgt dafür, die Entscheidung, die ich zu treffen habe, gut abzuwägen, wie ich sie umsetze und der ganze Rest. Es ist keine Angst, die mich aufreibt (...) Es ist ein Gefühl, das mich wachsam sein lässt: Eine Angst, die wie eine Mutter ist, die dich warnt."
Papst Franziskus und die Homosexuellen: Nichts als nette Worte?
Papst Franziskus äußert sich auffallend oft über Homosexuelle, und das meistens wertschätzend. Doch in vatikanischen Dokumenten wird nicht nur die traditionelle Lehre fortgeschrieben – auch die Wortwahl verletzt viele nach wie vor. Wie lässt sich diese Diskrepanz deuten?
Übermäßige, lähmende Angst mache hingegen Menschen zu Sklaven ihrer Angst. "Sie werden oft handlungsunfähig. Sie wissen nicht, was sie tun sollen. Sie sind ängstlich, auf sich selbst konzentriert und warten nur darauf, dass etwas Schlimmes passiert."
In dem Dialog mit dem Psychologen geht Franziskus auch auf das Thema sexueller Missbrauch ein, insbesondere auf Konsequenzen für die Priesterausbildung. Die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle hätten gezeigt, wie notwendig es sei, schon vor einer Priesterweihe zu wissen, ob jemand Neigungen zu Missbrauch habe. Dabei könnten Spezialisten, vor allem Psychologen, helfen. "Wenn solche Probleme nicht erkannt werden, können sie verheerende Auswirkungen haben", so Papst Franziskus.
Keine Manipulation mit Thema Migration
Zur Migration bekräftigt das Kirchenoberhaupt seine Mahnung, das Thema dürfe nicht instrumentalisiert werden. In der politischen Debatte dürfe nicht manipulativ von Flüchtlingen gesprochen werden, "um dem Volk Angst zu machen, es glauben zu machen, unsere Probleme hingen von ihnen ab".
Das Buch zum Thema Angst ist nicht die erste Kooperation zwischen Noe und Papst Franziskus. Im Pandemie-Herbst 2020 brachte Noe ein Buch mit dem Titel "Die Macht des Vertrauens" heraus. Damals steuerte der Papst ein Vorwort bei. (mal/KNA)