"Nicht Rattenfängern nachlaufen"
Wenn man bedenke, dass in Sachsen nur 0,1 Prozent der Bürger Muslime seien, sei es schwer nachvollziehbar, dass ausgerechnet in Dresden die Pegida-Bewegung den größten Zulauf habe. "Dass es radikale islamistische Bewegungen gibt, ist unbestritten. Genauso unstrittig ist es aber auch, dass die überwiegende Zahl der Muslime in Deutschland an einem friedlichen Zusammenleben interessiert sind", so Wehner weiter.
Der KKV-Vorsitzende appellierte an die Christen in Deutschland, nicht politischen Rattenfängern nachzulaufen und deren Parolen zu übernehmen: "Wenn alle Christen wirklich Christen wären, bräuchten wir auch keine Angst vor einer Islamisierung zu haben."
Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus "klar verurteilen"
Unterdessen bekräftigte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, seine Kritik an den Pegida-Demonstrationen. "Es ist unerträglich, wenn Menschen da auf die Straße gehen gegen noch Schwächere", sagte der bayerische Landesbischof im Deutschlandfunk. Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus müsse man "klar verurteilen".
Zugleich bezeichnete Bedford-Strohm es als unzureichend, "einfach nur dagegen zu schießen". Stattdessen müsse man überlegen, "wie können wir diesen Mensch klarmachen, dass die Angst, aus der heraus sie offensichtlich da auf die Straße gehen, eben nicht berechtigt ist?" Der EKD-Ratsvorsitzende bezeichnete es als aussichtsreichsten Weg zur Überwindung der Konfrontationen, "dass wir mit Flüchtlingen Begegnungsräume schaffen, dass Menschen wirklich Flüchtlinge kennenlernen".
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) forderte die Politik auf, den Nutzen von Zuwanderung besser zu erklären. "So wie uns nach dem Zweiten Weltkrieg Millionen Flüchtlinge und Vertriebene beim Aufbau unseres Land genützt haben und später die Gastarbeiter, so brauchen wir auch heute Zuwanderung", sagte Schäuble der "Bild"-Zeitung (Samstag). Gleichzeitig räumte er ein, dass der islamistische Terror viele Bürger ängstige: "Wovor sich die Menschen zu Recht fürchten, ist nicht der Islam, sondern der islamistische Terror."
Online-Petition gegen Pegida-Bewegung
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl appellierte an die Politik, sich keine Agenda aufzwingen zu lassen. "Wer nach rechts schielt und seine Politik danach ausrichtet, leitet Wasser auf die Mühlen der Rechten", sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt in Frankfurt am Main. Die Organisation bezog sich damit auf Kritik von Unions-Fraktionsvize Hans-Peter Friedrich (CSU) an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Friedrich hatte Merkels politischen Kurs mitverantwortlich für das Erstarken von Pegida gemacht. Das Entstehen der Bewegung zeige, "dass wir in der Vergangenheit mit der Frage nach der Identität unseres Volkes und unserer Nation zu leichtfertig umgegangen sind", so Friedrich im Magazin "Der Spiegel".
Im Internet wurde derweil eine Online-Petition gegen die Pegida-Bewegung gestartet. Unter dem Motto "Für ein buntes Deutschland" sollen auf der Internetseite change.org eine Million Unterschriften gegen die islamkritische Gruppierung gesammelt werden. Über Twitter und andere soziale Netzwerke riefen zahlreiche Nutzer zur Unterschrift der Petition auf. Bis Sonntagnachmittag hatten bereits mehr als 166.000 Internetnutzer den Aufruf gegen Pegida unterzeichnet. (stz/dpa/kna)