Coach von Managern und Firmen, Lehrverbot, Vaterschaft bekannt geworden

Prominenter Jesuit Rupert Lay mit 93 Jahren gestorben

Veröffentlicht am 13.02.2023 um 10:21 Uhr – Lesedauer: 
Prominenter Jesuit Rupert Lay mit 93 Jahren gestorben
Bild: © Jesuiten

München ‐ Eine ungewöhnliche Ordenskarriere: Rupert Lay wurde wegen kirchenkritischer Äußerungen mit einem Lehrverbot belegt; zudem wurde bekannt, dass er Vater eines Sohnes war – dennoch blieb er Jesuit und Priester. Jetzt ist Lay mit 93 Jahren gestorben.

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Der Jesuit Rupert Lay ist tot. Der auch als Berater von Managern und Unternehmen tätige Ordensmann starb im Alter von 93 Jahren, wie die Zentraleuropäische Provinz der Gesellschaft Jesu am Wochenende in München mitteilte. Fast 30 Jahre wirkte er als Professor für Sprachphilosophie und Wissenschaftstheorie an der Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. In dieser Zeit verfasste der Ordensmann auch viele Bücher, darunter den Bestseller "Dialektik für Manager" (1974). In den 1990er-Jahren wurde er wegen seiner kirchenkritischen Äußerungen mit einem Lehrverbot belegt.

Der 1929 in Drolshagen bei Olpe geborene Lay trat 1952 in den Jesuitenorden ein. Nach Studien der Philosophie und der Theologie wurde er 1960 zum Priester geweiht. Danach bildete sich der Ordensmann weiter in theoretischer Physik, Psychologie und Betriebswirtschaftslehre. 1959 erschien sein erstes Buch "Unsere Welt"; bis 2020 veröffentlichte er über 50 Werke, darunter "Manipulation durch Sprache" (1977), "Führen durch das Wort" (1978), "Ethik für Manager" (1989) und "Die Macht der Unmoral" (1993).

Nach seiner Habilitation wurde Lay 1967 Professor an der Jesuitenhochschule Sankt Georgen. 1968 eröffnete er dort auch eine psychotherapeutische Praxis und führte viele Trainings für Manager und Unternehmer durch, ab 1971 auch Coachings. Tausende Führungskräfte suchten seinen Rat. 1996 endete sein Wirken in Sankt Georgen, nachdem es zu Auseinandersetzungen um sein Buch "Nachkirchliches Christentum. Der lebende Jesus und die sterbende Kirche" gekommen war.

Vater eines Sohnes

Als öffentlich wurde, dass Lay Vater eines Sohnes war, bezog er eine Wohnung zunächst in Walldürn, später in einer Wohnanlage in Frankfurt, wie es heißt. Ordensrechtlich gehörte er weiter zur Kommunität des Frankfurter Ignatiushauses. "So sehr Lays Weg ein in unserem Orden sehr unüblicher war und blieb, war es ihm bis zum Ende seines Lebens wichtig, Jesuit und Priester in unserer Kirche zu sein und zu bleiben", erklärte die Ordensleitung. Zuletzt lebte der Jesuit in einem kirchlichen Alten- und Pflegeheim.

In einem auf der Internetseite des Ordens veröffentlichten Nachruf erinnert der Jesuit Werner Löser daran, dass es stets Lays Anliegen gewesen sei, die Impulse der Aufklärung für das Lebenskonzept konkret werden zu lassen. Das habe für Wirtschaft und Politik gegolten, aber auch für das persönliche Leben. In seiner Ablehnung zentraler biblischer und kirchlicher Dogmen sei er dabei "sehr weit" gegangen.

In einem 1995 veröffentlichten Interview beklagte Lay unter anderem die "Unverständlichkeit von Dogmen". Das Apostolische Glaubensbekenntnis müsse "in eine Sprache übersetzt werden, die Menschen heute verstehen". Ansonsten würden die Kirchen "eines Tages leer sein", prophezeite er. (KNA)