Saarbrücker Ex-Dekan beginnt schon im März Dienst bei Alt-Katholiken
Der Anfang Februar zurückgetretene ehemalige Dekan von Saarbrücken (Bistum Trier), Clemens Grünebach, wird ab 1. März Seelsorger in den alt-katholischen Gemeinden Düsseldorf und Aachen. Das alt-katholische Bistum teilte am Sonntag mit, dass Grünebach durch den Bischof und die Synodalvertretung als "Geistlicher im Auftrag" an seine erste Einsatzstelle in seiner neuen Kirche entsandt wurde.
Im Februar hatte der Trierer Bischof Stephan Ackermann Grünebach auf dessen Wunsch hin von seinen Aufgaben als Dekan und dem priesterlichen Dienst im Bistum entpflichtet. Als Beweggründe für den Wechsel nannte der 53-jährige Pfarrer laut der Diözese den "erloschenen Reformeifer im Bistum Trier" und eine "spürbare Lähmung und Perspektivlosigkeit vieler Haupt- und Ehrenamtlicher". Infolgedessen habe er sich zunehmend als "heimatlos" empfunden. Konkret hätten der Eingriff der römischen Kleruskongregation in die geplante Pfarreienreform im Bistum Trier und die "starken Beharrungskräfte auf allen kirchlichen Ebenen" zu seiner Entscheidung geführt. Gleichzeitig betonte Grünebach nach Angaben des Bistums, dass er der Kirche von Trier und ihren Verantwortlichen sehr viel verdanke und er sich "mit Herzblut" in seinen Aufgaben und vor allem in der Diözesansynode engagiert habe. Dem Entschluss, zur alt-katholischen Kirche zu wechseln, sei ein langes und schmerzliches Ringen vorausgegangen.
Grünebach wird zunächst als Geistlicher im Auftrag im alt-katholischen Bistum tätig sein. Dieser probeweise Status ist gemäß der Gemeinde- und Synodalordnung des Bistums für Priesterinnen und Priester aus anderen Kirchen vorgesehen, die zur alt-katholischen Kirche wechseln. Geistliche im Auftrag müssen sich in alt-katholischer Theologie qualifizieren, um dauerhaft in den Dienst des alt-katholischen Bistums zu treten und alle Rechte als Priester zu erhalten, darunter die Möglichkeit einer Wahl zum Pfarrer. 1999 haben die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und das alt-katholische Bistum in Deutschland Regelungen für die Übernahme von Geistlichen einer der beiden Kirchen in den Dienst der anderen vereinbart. In der Regel soll demnach die Übernahme eines Dienstes in der neuen Kirche erst nach einer Wartefrist von drei Monaten erfolgen. Außerdem wird ein Einsatz im bisherigen regionalen Tätigkeitsbereich ausgeschlossen.
Zweiter prominenter Übertritt innerhalb eines Jahres
Im Mai vergangenen Jahres war der damalige Speyerer Generalvikar Andreas Sturm ebenfalls zur alt-katholischen Kirche gewechselt. Auch Sturm hatte seinen medial stark beachteten Wechsel unter anderem mit ausbleibenden Reformen in der römisch-katholischen Kirche begründet. Er habe im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln könne, so Sturm, der inzwischen als Geistlicher im Auftrag Seelsorger in den alt-katholischen Gemeinden Singen und Sauldorf am Bodensee ist.
Trotz prominenter Übertritte von Priestern sieht der alt-katholische Bischof Matthias Ring die Entwicklung der Zahl von Geistlichen als eine große Herausforderung für seine Kirche an. In einem von seinem Bistum am Mittwoch veröffentlichten Interview sagte Ring, dass durch die Überrepräsentation der geburtenstarken Jahrgänge bis 2033 17 der bislang 47 hauptamtlichen Geistlichen ins Ruhestandsalter kommen werden. "Gleichzeitig kommen kaum noch römisch-katholische Geistliche zu uns, was logisch ist angesichts des Priestermangels auf römisch-katholischer Seite", so Ring. Er führe höchstens drei Gespräche im Jahr mit wechselwilligen römisch-katholischen Priestern.
Die alt-katholische Kirche in Deutschland entstand in den 1870er-Jahren in Abgrenzung zu den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) zur Unfehlbarkeit und zum Jurisdiktionsprimat des Papstes. Zum deutschen Bistum gehören gut 16.000 Mitglieder in 60 Pfarrgemeinden. Seit 2009 steht Matthias Ring dem Bistum als 10. Bischof vor. Die Kirchenordnung der alt-katholischen Kirche ist bischöflich-synodal. (fxn)