Theologin Rahner übt deutliche Kritik an Prager Treffen zur Weltsynode
Die Tübinger Dogmatikerin Johanna Rahner hat deutliche Kritik an Form und Inhalt der europäischen Etappe der Weltsynode geäußert. In der Freiburger "Herder Korrespondenz" (März) schreibt Rahner, die Rolle und Auswahl der Gäste der Prager Versammlung (5. bis 9. Februar) sei unklar geblieben. Für Online-Teilnehmende sei die Chat-Funktion blockiert worden. Der zentrale Text sei nur vorgelesen, nicht aber verteilt worden. Es habe kaum Raum für Debatten gegeben.
Inhaltlich kritisiert Rahner, es habe an einer strukturierten Herangehensweise und dem Mut zu einer Grundsatzdebatte gemangelt. Stattdessen stellt sie einen frömmelnden und phrasenhaft wirkenden Grundton fest. Nötig seien indes Überlegungen, wie die katholische Kirche mit den vielfältigen Realitäten in den verschiedenen Ländern umgehen könne und wolle. Für Rahner ist klar, dass unterschiedliche Erfahrungen mit der Demokratie unterschiedliche Einstellungen zur Frage der Synodalität zur Folge haben. Synodalität könne nicht heißen, "am Ende das Gehörte in seiner Vielfalt einfach stehenzulassen". Notwendig sei, sich gegenseitig "argumentativ Rechenschaft über den eigenen Weg abzulegen".
Kritik an "Etiketten wie Sonderweg oder Kirchenspaltung"
Rahner spricht sich dafür aus, einzelne Ortskirchen in verschiedenen Bereichen vorangehen zu lassen, "ohne sofort Etiketten wie Sonderweg oder Kirchenspaltung zu bemühen". Als Beispiel nennt Sie die Einführung des auch nach einer Eheschließung möglichen Ständigen Diakonats durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). Dieses Amt ist in Teilen Europas und Lateinamerikas stark verbreitet, in anderen Ländern wird es hingegen kaum praktiziert.
Rahner zitiert auch Papst Johannes Paul II. mit dem Satz, es sei, "illusorisch zu meinen, angesichts einer schwachen Vernunft besitze der Glaube größere Überzeugungskraft; im Gegenteil, er gerät in die ernsthafte Gefahr, auf Mythos bzw. Aberglauben verkürzt zu werden". Rahner, die frühere Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentags (KThF), gehörte zu den zehn von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) benannten Personen, die an der Prager Versammlung online teilnehmen konnten. Daneben waren vier deutsche Delegierte vor Ort in Prag. Die Abordnung bestand aus dem DBK-Vorsitzenden Bischof Georg Bätzing, der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, ZdK-Vize Thomas Söding und der DBK-Generalsekretärin Beate Gilles. (tmg/KNA)