Unternehmer Claus Hipp über christliche Werte in der Wirtschaft

Eine andere Hoffnung

Veröffentlicht am 19.01.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN
Unternehmenskultur

Bonn ‐ Mehr als 3.000 Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft diskutieren derzeit in Leipzig beim "Kongress christlicher Führungskräfte". Einer der bekanntesten christlichen Unternehmer ist Babynahrungshersteller Claus Hipp. Im Interview mit katholisch.de erläutert er, wie sich das Christsein in seiner Arbeit zeigt. Ebenso erklärt er, wie sich christliche Arbeitnehmer von anderen unterscheiden.

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Frage: Herr Hipp, wie spiegelt sich ihr Christsein in Ihrer Arbeit konkret wieder?

Hipp: Mein unternehmerisches Handeln an christlichen Grundsätzen aus. Das bedeutet für mich langfristiges Denken. Unternehmer sollten nicht einem auf zweifelhafte Weise zu erreichenden kurzfristigen Erfolg nachspüren. Ich möchte meine Mitarbeiter so behandeln, wie auch ich gern behandelt werden würde. Aber dabei müssen wir so handeln, wie ein Mensch, der sich auf Gott als höhere Instanz ausrichtet. Aber wir werden später einmal nicht daran gemessen, wie viel Geld wir angehäuft, sondern was wir damit angefangen haben und wie verantwortungsvoll wir damit umgegangen sind.

Frage: Sie haben für Ihre Unternehmen auch eine Charta entwickelt, die sich nach den zehn Geboten richtet…

Hipp: Unsere Ethikcharta orientiert sich am christlichen Weltbild. Sie beschäftigt sich mit dem Umgang der Mitarbeiter untereinander, aber auch mit dem Umgang nach außen hin. Jeder, der zu uns kommt, weiß dadurch, wie wir denken und wie wir wollen, dass bei uns gehandelt wird. Und die Mitarbeiter können sich auf die Charta berufen, wenn sie glauben, einmal unrecht behandelt worden zu sein. Aber natürlich ist auch bei uns nicht alles ideal, es gibt Mobbing und viele andere unschöne Dinge. Es hat sich jedoch gezeigt, dass wir uns leichter tun, diesen Problemen zu begegnen.

Frage: Der bis zu diesem Samstag tagende Kongress christlicher Führungskräfte in Leipzig beschäftigt sich auch mit der Frage, ob Christen die besseren Mitarbeiter sind. Wie ist da Ihre Erfahrung?

Hipp: Das macht sicher einen Unterschied. Atheisten können natürlich genauso anständige oder unanständige Menschen sein, wie Christen auch. Aber in einer schwierigen Situation haben Christen noch die Möglichkeit zu beten. Wir haben die Hoffnung, dass alles gut geht. Vor diesem Hintergrund wird ein christlicher Mitarbeiter in einer schwierigen Situation möglicherweise eine andere Leistung erbringen als einer, der die Hoffnung nicht hat.

Frage: Haben Sie diese Erfahrung schon einmal gemacht?

Hipp: Am eigenen Leib hab ich es schon erlebt, dass in Situationen, die andere verzweifeln ließen, eine Führung mit Hoffnung doch stärker ist.

Zur Person

Claus Hipp, geboren 1938 in München, ist Geschäftsführer des gleichnamigen Nahrungsmittel- und Babykostherstellers. Hipp ist praktizierender Katholik und setzt sich für ethisch-ökologisches Handeln ein.

Frage: Sollte sich die Unternehmenslandschaft in Deutschland noch stärker an christlichen Werten orientieren?

Hipp: In der Vergangenheit sind Werte in der Wirtschaft ziemlich zu kurz gekommen ist. Aber jetzt gibt es eine Umkehr. Die Industrie– und Handelskammern haben sich das Wertebewusstsein, das „ehrbare Kaufmannstum“ ganz oben auf die Fahne geschrieben. Dass all das leichter gelingt, wenn wir Gott als höchste Instanz anerkennen, das ist selbstverständlich. Das christliche Weltbild mit seiner großen Toleranz anderen gegenüber ist eine große Hilfe. Denn das Wesen des Christen ist es ja, andere auch zu schätzen und zu akzeptieren.

Frage: Wie fließt ihre christliche Überzeugung auch konkret bei den Produkten ein, die Sie produzieren?

Hipp: Nachhaltigkeit ist bei unserer Babynahrung ein großes Stichwort. Ich begründe die Notwendigkeit dazu aus dem Schutz der Schöpfung. Sie ist uns anvertraut. Jeder darf das haben, was er braucht, aber keiner darf die Schöpfung schädigen, so dass die nächste Generation Probleme bekommt. Und unter "Schöpfung" ist nicht nur die Natur zu sehen. Es geht auch um die Versorgung mit finanziellen Mitteln. Wenn wir in der jetzigen Generation Gelder verbrauchen für Konsum und uns das von der nächsten Generation bezahlen lassen, dann ist das Unrecht. Und "Nachhaltigkeit" bedeutet auch, sich dafür einzusetzen, dass die nächste Generation Wertebewusstsein und Geschichtsbewusstsein hat, dass sie gebildet ist und weiß, was alles für die Freiheit zu tun ist und wie wichtig sie für ein lebenswertes Leben ist.

Das Interview führte Gabriele Höfling