Evangelische Kirche in Deutschland legt Zahlen für 2022 vor

EKD: Mitgliederverlust und Kirchenaustritte erreichen neuen Rekordwert

Veröffentlicht am 07.03.2023 um 13:06 Uhr – Lesedauer: 

Hannover ‐ Noch nie gab es so wenige Protestanten in Deutschland, noch nie verlor die evangelische Kirche mehr Mitglieder, noch nie traten mehr Menschen aus ihr aus: Die EKD hat ihre Jahresstatistik für 2022 veröffentlicht.

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Die evangelische Kirche hat im vergangenen Jahr erneut einen deutlichen Mitgliederverlust hinnehmen müssen. Wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag in Hannover mitteilte, waren im Jahr 2022 rund 19,1 Millionen Deutsche evangelisch, das ist ein Anteil von 22,7 Prozent an der Bevölkerung. Das waren rund 575.000 weniger Menschen als noch im Jahr zuvor. Das entsprach einem Rückgang von 2,9 Prozent. Damit erreichte der Mitgliederverlust einen neuen Rekordwert.

Grund für die starken Verluste sind vor allem Kirchenaustritte und Sterbefälle. In diesem Jahr übertraf die Zahl der Kirchenaustritte erstmals die Zahl der Sterbefälle. 380.000 Menschen traten aus der Kirche aus, 100.000 und damit gut 35,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Sterbefälle blieb mit 365.000 ungefähr auf dem Niveau des Vorjahrs.

Neuer Kirchenaustritts-Rekord

Die Zahl der Kirchenaustritte überstieg die Zahl aus dem Jahr 2021 noch einmal um rund 40.000, damit lag die Austrittsquote bei 1,9 Prozent – ebenfalls ein Rekordwert. Zwar erreichte die Zahl der Taufen mit 165.000 wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie, doch Taufen und Aufnahmen (19.000) konnten den Trend zum Austritt nicht aufhalten. Die Angaben beruhen auf aktuellen Berechnungen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen zum Stichtag 31. Dezember 2022 aus den 20 Gliedkirchen der EKD.

Die jüngste Entwicklung der Mitgliedschaftszahlen sei "bedrückend", nicht zuletzt für alle, die sich haupt- und ehrenamtlich in der evangelischen Kirche engagierten, sagte die Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus. Der hohe Anstieg bei den Austritten bereite ihr Sorgen. Laut einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD aus dem vergangenen Jahr spielt die "Kosten-Nutzen-Abwägung" eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung, aus der Kirche auszutreten. Einige Landeskirchen konnten im vergangenen Jahr auch einen Zusammenhang mit den gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten beobachten.

Im vergangenen Jahr waren evangelische und katholische Kirchenmitglieder erstmals in der Minderheit, ihr Anteil an der Bevölkerung sank unter die 50-Prozent-Marke. Mitgliederzahlen für die 27 deutschen (Erz-)Bistümer liegen noch nicht vor. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) veröffentlicht ihre Statistik im Sommer. Laut der zuletzt veröffentlichten Kirchenstatistik waren im Jahr 2021 359.338 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten; damit wurde ein neues Allzeithoch erreicht. Es gab noch 21,6 Millionen Katholiken in Deutschland, was einem Bevölkerungsanteil von 26 Prozent entspricht. (tmg/epd)