Bätzing: Gegenwind für Synodalen Weg ist Reaktion auf die Geistkraft
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat sich dankbar für das Gelingen des Synodalen Wegs und das weltweite Interesse daran gezeigt. Der Synodale Weg habe – bei allem Knirschen – funktioniert und sei "kein zahnloser Tiger", sagte der Präsident des Synodalen Wegs am Samstag zum Abschluss der fünften Synodalversammlung in Frankfurt. Die große Aufmerksamkeit zeige, dass der Synodale Weg in Deutschland sehr ernst genommen werde. "Der Gegenwind, den wir spüren, ist auch eine Reaktion auf die Geistkraft."
Erneut betonte Bätzing, dass der Synodale Weg weder in eine Spaltung führe, noch der Beginn einer Nationalkirche sei. "Solche abstrusen Unterstellungen weise ich ein weiteres Mal entschieden zurück." Von Anfang habe man im Blick gehabt, dass es Beschlüsse gebe, "die in den aktuellen Strukturen und in ihrer Verantwortung von Bischöfen in den Bistümern umgesetzt werden können". Papst Franziskus habe die Bischöfe immer wieder ermutigt, "unser Amt aktiv wahrzunehmen und aus den Bedürfnissen vor Ort heraus zu agieren". Außerdem sei Rom nicht alleine die Entscheidungsinstanz. Stattdessen brauche es Konsultationsprozesse. Daher sei es gut, dass durch die Weltsynode zu Synodalität auch auf der Ebene der Weltkirche die Wege gemeinsamer Beratung gestärkt würden. "Wir sind dabei zu lernen, was Synodalität ist, und wir stellen mit dem Ende heute in Frankfurt Synodalität auf Dauer", so Bätzing.
Auch die Präsidentin des Synodalen Wegs und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme-Stetter Karp würdigte das Reformprojekt. Es seien nun alle Entscheidungsthemen auf dem Tisch, die man aus der MHG-Studie 2018 abgeleitet habe. Auch habe der Synodale Weg zu einer neuen Gesprächskultur geführt. "Bischöfe konnten erleben, dass sie nicht einsam Entscheidungen treffen müssen."
Gleichzeitig übte Stetter-Karp auch Kritik. So hätte sie sich vor allem einen mit großer Mehrheit beschlossenen Handlungstext "Gemeinsam beraten und entscheiden" gewünscht. Auch habe man es nicht geschafft, die katholische Kirche in Deutschland strukturell wirklich zu verändern. Wer den Missbrauchsskandal ernst nehme, müsse aber an diesen Veränderungen arbeiten. Sie bedauere es daher zutiefst, "dass eine kleine Zahl der Bischöfe in Deutschland diesen strukturellen Wandel verhindern möchte". Es könne nicht gelingen, das Übel des Missbrauchs an den Wurzeln zu fassen, wenn hierarchische Macht das verhinderten und wenn Transparenz nicht gewollt sei, sagte Stetter-Karp.
Bischof Bode berührt von Zustimmung zum Diakonat der Frau
Der stellvertretende DBK-Vorsitzende und Vizepräsident des Synodalen Weges, Bischof Franz-Josef Bode, sprach zum Abschluss von einem "historischen Moment". So schnell wie möglich sollten die beschlossenen Texte nun für die Pastoral konkretisiert werden. So solle bald eine Gruppe eingesetzt werden, die die liturgisch-pastorale Handreichung für die Segensfeiern homosexueller Paare erarbeitet. Sehr berührt habe ihn die große Zustimmung der Bischöfe für den Diakonat der Frau und die Öffnung der Argumente für weitere Ämter. Vor zehn Jahren sei eine solche Weichenstellung kaum möglich gewesen.
ZdK-Vizepräsident Thomas Söding zog eine gemischte Bilanz des Synodalen Wegs. Man habe die systemischen Veränderungen, die den systemischen Missbrauch beenden sollten, erst in Angriff genommen und lange nicht abgeschlossen. Auch seien längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, in der Kirche die Charismen, die Gaben des Geistes, als Lebenselixier des Glaubens zu nutzen. Auf der anderen Seite seien "queere Paare, die sich lieben, und Menschen, die sie im Namen der Kirche segnen, aus der Grauzone des Verbotenen in das Hellfeld des Glaubens gekommen".
Insgesamt berieten die Synodalen bei der vorerst letzten Synodalversammlung des Synodalen Wegs über zehn Grund- und Handlungstexte. Acht Texte wurden dabei in zweiter Lesung angenommen. Die Papiere beinhalten unter anderem die Ermöglichung von Segensfeiern für homosexuelle Paare und wiederverheiratete Geschiedene, die Bitte an den Papst um die Überprüfung des Pflichtzölibats und ein klares Votum für den Diakonat der Frau. Der Text "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" wurde in erster Lesung besprochen und in den neu gegründeten Synodalen Ausschuss zur weiteren Bearbeitung übergeben. Gleiches gilt für den umstrittenen Handlungstext "Gemeinsam beraten und entscheiden", der für die Einführung Synodaler Räte auf Diözesan- und Pfarreiebene und damit für mehr Mitbestimmung von Laien plädiert.
Die Synodalversammlung wählte außerdem die 20 noch ausstehenden Mitglieder für den Synodalen Ausschuss, der die Arbeit des Synodalen Wegs in den kommenden Jahren fortführen und umsetzen soll. Zu den prominentesten gewählten Ausschussmitgliedern zählen die Rechtswissenschaftlerin Charlotte Kreuter-Kirchhof, der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, und der Kirchenrechtler Thomas Schüller. Der Ausschuss hat insgesamt 74 Mitglieder. 27 davon sind die deutschen Diözesanbischöfe, ebenfalls 27 stellt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). (bod)
Hinweis: Die Meldung wird fortlaufend ergänzt.