Lackner: Zölibat darf nicht aus Gründen der Modernisierung fallen
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat davor gewarnt, den Zölibat abzuschaffen. "Wohl ist eine solche Änderung vergleichsweise einfach möglich, doch wenn sie hier rein aus dem Motiv der Modernisierung herbeigeführt würde, bezweifle ich, dass damit der Kirche und dem Priesteramt wirklich ein Dienst erwiesen wird", schreibt der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz in einem Beitrag der "Salzburger Nachrichten" am Mittwoch. Zu folgern, der Zölibat müsse im Westen aus Gründen des Priestermangels geändert werden, sei "zu kurz gedacht".
Würde man den Zölibat abschaffen wollen, müsse man sich fragen: "Was gebe ich stattdessen auf?" Lackner sieht die Begründung des Zölibats in dem Pauluswort, Paulus sei "ausgesondert, das Evangelium zu verkünden". Dieses Ausgesondert-Sein werde im Zölibat verwirklicht.
Da der Zölibat eine kirchliche Vorschrift und kein Dogma sei, könne er auch verändert werden, schreibt Lackner. "Ob, wann und vor allem wie das geschehen soll, sind aber Fragen, die meines Erachtens nicht zu schnell beantwortet werden sollten.” In jedem Fall werde, ganz wie in den katholischen Kirchen des östlichen Ritus, eine zölibatäre Lebensweise von Priestern und Bischöfen auch in Zukunft ein kostbares Gut bleiben, "anhand dessen die Kirche auf der Spur Jesu und dem Weg seiner Nachfolge bleiben können wird".
Papst: Freiwilliger Zölibat sei denkbar
Papst Franziskus hatte in der vergangenen Woche in einem Interview die Abschaffung des Pflichtzölibats für katholische Priester nicht ausgeschlossen. Auf die Frage des argentinischen Portals "Infobae", ob dies möglich sei, antwortete er: "Ja, Ja" – und verwies auf die mit Rom unierten Ostkirchen, in denen Geistliche schon jetzt problemlos heiraten dürften. Für denkbar halte er auch eine freiwillige Entscheidung über den Zölibat vor der Priesterweihe, so Franziskus in dem am Freitag veröffentlichen Beitrag. Es sei "kein Widerspruch, dass ein Priester heiraten kann". Die Ehelosigkeit in der westlichen Kirche halte er für "eine zeitlich begrenzte Vorschrift", die – anders als die Weihe – keinen ewigen Charakter habe.
Wie Lackner sieht der Papst eine Freistellung vom Zölibat aber nicht als geeignetes Mittel gegen den Priestermangel. Auf die Frage, ob sich dann mehr Männer für den Beruf entscheiden würden, antwortete er: "Das glaube ich nicht." (ben)