Langjähriger Privatsekretär überreichte Messgewand an Pfarrei

Gänswein: Papst Benedikt XVI. hat fünf materielle Erben

Veröffentlicht am 19.03.2023 um 17:19 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Fünf Cousins und Cousinen erhalten das materielle Erbe von Papst Benedikt XVI., sagte nun sein Privatsekretär Georg Gänswein. Unterdessen überreichte er ein Messgewand des Verstorbenen an eine Pfarrei, das dem Ex-Pontifex viel bedeutet habe.

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Der verstorbene Papst Benedikt XVI. hinterlässt sein materielles Erbe fünf Cousins und Cousinen. Das sagte sein langjähriger Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, am Rande eines Pfarreibesuchs in Rom am Sonntagmittag. Da Gänswein vom Verstorbenen als Testamentsvollstrecker eingesetzt sei, obliege es jetzt ihm, die fünf Erben schriftlich zu fragen, ob sie das Erbe antreten wollten oder nicht. Weiter sagte Gänswein vor Journalisten, das Erbe umfasse weder die Erträge aus den literarischen Werken des Verstorbenen noch seine persönlichen Dinge. Es gehe lediglich um "das, was vielleicht noch auf dem Konto ist".

Die Erben Benedikts XVI. wurden in den vergangenen Wochen auch im Kontext eines Schadensersatzprozesses genannt, den derzeit in Deutschland ein Missbrauchsopfer gegen das Erzbistum München und Freising anstrengt. Falls dem Opfer ein Schadensersatzanspruch zugestanden wird, könnten auch die Erben Joseph Ratzingers, der in der fraglichen Zeit Erzbischof von München war, finanziell belangt werden – sofern sie nicht das Erbe zuvor ausgeschlagen haben.

Gänswein schenkt Pfarrei in Rom Gewand

Unterdessen übergab Gänswein einer Pfarrei in Rom ein Messgewand des verstorbenen Kirchenoberhaupts. Unter Applaus überreichte er am Sonntag in der gut gefüllten Kirche Santa Maria Consolatrice das weiße Papst-Gewand. Benedikt habe es lange getragen, auch noch im vergangenen Jahr, sagte Gänswein. Der frühere Papst habe gewollt, dass die Kirche – seine langjährige Titelkirche, als er noch Kardinal Joseph Ratzinger war – ein Gewand von ihm erhalte, erklärte der Erzbischof. So stehe es im Papst-Testament.

Der frühere Papst habe oft von seinen Besuchen und Begegnungen in Santa Maria Consolatrice erzählt, sagte Gänswein in seiner Predigt. Zuletzt war Benedikt im Dezember 2005 in der Kirche. "Man könnte sagen, das war ein Familientreffen", so der Erzbischof. Nach der Messe segnete Gänswein eine Gedenktafel, die an den verstorbenen Papst erinnert. Die Pfarrei besitzt bereits das Gewand, das Benedikt während seines letzten Besuchs 2005 trug. Zusammen mit Fotos des früheren Kirchenoberhaupts will die Gemeinde das nun überreichte Gewand öffentlich ausstellen. Die im Zweiten Weltkrieg erbaute Kirche war von 1977 bis 1993 Ratzingers Titelkirche. Heute ist sie Titelkirche des westafrikanischen Kardinals Philippe Nakellentuba Ouedraogo. Jeder Kardinal bekommt bei seiner Ernennung eine Titelkirche in Rom zugewiesen.

Gänswein besuchte die Pfarrei am Josefstag und somit am Namenstag des verstorbenen Papstes. Es war einer der ersten öffentlichen Termine außerhalb des Vatikans seit Benedikts Tod. Noch ist unklar, welche Aufgabe Papst Franziskus dem 66-jährigen Deutschen zuweisen wird. Fast 20 Jahre arbeitete Gänswein für Benedikt XVI. – vor, während und nach Ende des Pontifikats. Seit 2013 diente er gleichzeitig Franziskus als Haus-Präfekt. 2020 beurlaubte der Papst Gänswein von diesem Amt, damit er sich ganz dem emeritierten Kirchenoberhaupt widmen könne. In offiziellen Mitteilungen des Vatikans wird Gänswein weiter als "Präfekt des Päpstlichen Hauses" bezeichnet. In Vatikankreisen heißt es, der Erzbischof könnte Rom bald verlassen und Vatikanbotschafter werden. (mpl/KNA)