Schüller: Überhöhung des Bischofsamts ist nicht ursprungsgetreu
Nach Ansicht des Münsteraner Kirchenrechtlers Thomas Schüller ist eine Überhöhung des Bischofsamts nicht ursprungsgetreu. Vielmehr sei sie eine Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1960er-Jahren, sagte Schüller der im hessischen Oberursel erscheinenden Monatszeitschrift "Publik-Forum" (Donnerstag). Das Konzil habe die Bischöfe zu "absolutistischen Fürsten" gemacht.
Schüller kritisierte das Festhalten der Bischöfe an ihrer Macht. "Wenn man schon keine geistliche Autorität mehr hat, dann ist es immerhin noch die formale Macht, die einem ein gutes Gefühl vermittelt", so der Kirchenrechtler. Selbst die Reformer unter den Bischöfen wollten keine Macht abgeben.
Der Mitte März zu Ende gegangene Synodale Weg hatte im September beschlossen, einen Synodalen Rat einzurichten, der die Gespräche zwischen Bischöfen und Laien weiterführen soll – trotz eines Verbots aus Rom. Schüller gehört einem Zwischengremium an, das diesen Synodalen Rat vorbereiten soll. Über all dem schwebe "eine rechtliche Unverbindlichkeit", räumte der Kirchenrechtler ein: "Auf der anderen Seite würde Rom nicht so panisch reagieren, wenn nicht in allen Ecken und Enden der Weltkirche dieselben Themen aufbrechen würden." Eines davon sei eben die Machtfrage. (tmg/epd)