Bischöfe wollen Seligsprechung von Theologe Henri de Lubac
Frankreichs Bischöfe wollen den Seligsprechungsprozess für Kardinal Henri de Lubac (1896-1991) eröffnen. Das teilten sie zum Abschluss ihrer Vollversammlung am Freitag in Lourdes mit. Der Jesuit hat die Theologie des 20. Jahrhunderts erheblich mitgeprägt. De Lubac gehörte zu den Vordenkern der sogenannten Nouvelle Theologie.
Geboren 1896 in Cambrai, trat er 1913 mit 17 Jahren in den Jesuitenorden ein. De Lubac verbrachte sein Noviziat auf der Insel Jersey, da die Gesellschaft Jesu seit 1904 in Frankreich verboten war. An der Front im Ersten Weltkrieg wurde er 1917 schwer am Kopf verletzt. Aus seiner Erfahrung in den Schützengräben blieb ihm sein Leben lang eine eindrückliche Erinnerung an den Dialog mit ungläubigen Kameraden.
1927 zum Priester geweiht, wurde de Lubac Professor für Fundamentaltheologie in Lyon. 1938 erschien sein erstes Buch, "Catholicisme"; bald darauf folgten weitere Werke, darunter "Surnaturel" (1946). Im Anschluss an diese Arbeit und im Zuge der Papst-Enzyklika Humani generis, in der Pius XII. die "Neue Theologie" verurteilte, erhielt der Jesuit 1950 ein Lehrverbot. Die folgenden zehn Jahre nutzte er, um seine theologischen Forschungsgebiete weiterzuentwickeln.
Vorbereitung zum Konzil
1960 erhielt er die Gunst Roms zurück, als er von Papst Johannes XXIII. in die theologische Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) berufen wurde. Später wirkte er an der Ausarbeitung einiger der wichtigsten Texte des Konzils mit: den Konstitutionen über die Offenbarung (Dei Verbum), über die Kirche (Lumen Gentium) und über die Kirche in der Welt (Gaudium et Spes). 1983 ernannte Johannes Paul II. de Lubac zum Kardinal. Der Jesuit starb im September 1991 hochbetagt in Paris.
Die französischen Bischöfe stimmten bei ihrer Vollversammlung zudem über 60 Vorschläge zur Bekämpfung von sexuellem Missbrauch in der Kirche ab. Der Katalog war ihnen von Laien und Geistlichen vorgelegt worden, wie die Zeitung "La Croix" (online Freitagabend) berichtet. Die Mehrzahl der Maßnahmen wurde verabschiedet; andere wurden abgelehnt, da die Bischöfe sie für zu kostspielig oder restriktiv hielten. (cph/KNA)