Schritt sei kein polemischer Akt

Zollner nennt Gründe für Ausstieg aus Kinderschutzkommission

Veröffentlicht am 17.04.2023 um 17:34 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Hans Zollners Ausstieg aus der Päpstlichen Kinderschutzkommission sorgte für viel Aufsehen. Nun sprach der Jesuit über die konkreten Hintergründe, die ihn zu diesem Schritt veranlassten: Es fehle etwa in einem Kernbereich an Kompetenz in dem Gremium.

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Der kirchliche Kinderschutzexperte Hans Zollner hat betont, dass sein viel beachtetes Ausscheiden aus der Päpstlichen Kinderschutzkommission kein polemischer Akt sei. Ihm gehe es darum, die Arbeit der Kommission zu verbessern, sagte Zollner am Montag in einer Pressekonferenz in Rom. Unerlässlich seien Transparenz, Regelerfüllung und klare Verantwortlichkeiten. Wenn diese drei fehlten, gebe es in jeder Institution die Gefahr von Missbrauch und Verschleierung.

Zollner erklärte, er habe zunächst mehrere Male versucht, seine Warnungen intern und schriftlich einzubringen; darauf habe er aber keine Antwort erhalten. Zugleich wies er darauf hin, dass vor ihm auch schon andere Mitglieder die Kommission unter Protest verlassen hätten. Ihre Stimmen seien nicht hinreichend zur Kenntnis genommen worden.

Kritik an O'Malley

Zollner kritisierte die Tatsache, dass der Kommissionsvorsitzende Kardinal Sean O'Malley die Mitteilung an die Medien über das Ausscheiden Zollners ohne Abstimmung mit ihm publiziert habe.

Er verneinte, dass die Probleme in der Kommission erst mit ihrer Zuordnung zur Glaubensbehörde begonnen hätten. Aber sie hätten sich seither verschärft. Insbesondere seien die Kompetenzen und Zuordnungen unklarer geworden, unter anderem sei die Berufung neuer Mitglieder wenig transparent gewesen. Es fehle seither an Kompetenz im wichtigen Bereich Kirchenrecht.

Die Erfahrung mit der Vertuschung von Missbrauchsfällen lehre, dass klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten unverzichtbar seien, sagte Zollner. Viele Verantwortliche in der Kirche hätten begriffen, wie wichtig der Kampf gegen den Missbrauch sei, andere behinderten ihn. Die Kinderschutzkommission sei eine "geniale Idee" von Papst Franziskus gewesen, schon ihre Existenz sei ein Erfolg. Sie sei wichtig und so sichtbar, dass sie keine strukturellen Fehler haben dürfe. Die Kirche müsse endlich geeignete Wege finden und Räume schaffen, um den Opfern zuzuhören. (KNA)