Nach Missbrauchsbericht: Zollitsch gibt Bundesverdienstkreuz zurück
Der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Freiburger Erzbischof, Robert Zollitsch, gibt das ihm 2014 für seine Verdienste um Kirche und Gesellschaft verliehene Bundesverdienstkreuz zurück. Zollitsch habe seine Entscheidung Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mitgeteilt, erklärte ein Sprecher Zollitschs am Freitag in Mannheim. Dort lebt Zollitsch seit wenigen Wochen.
Zugleich verzichte Zollitsch auf das "Privileg", nach seinem Tod im Freiburger Münster beigesetzt zu werden. Es wäre das erste Mal seit Jahrzehnten, dass ein Erzbischof nicht in der Bischofsgruft bestattet wird. Das Erzbistum wollte Zollitschs Entscheidung nicht kommentieren. Laut seinem Sprecher verzichtet der inzwischen 84-Jährige "bereits seit geraumer Zeit im Stillen" auf die Ausübung bischöflicher Privilegien.
Auch Rückgabe von Landesorden
Zudem teilte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit, Zollitsch Büro habe angeboten, die 2014 verliehene Staufermedaille und den Landesverdienstorden von 2011 zurückzugeben. "Ich nehme dieses Angebot an", sagte Kretschmann, der auch Religionsbeauftragter der Landesregierung ist. Kretschmann wörtlich: "Die Ergebnisse der Freiburger Missbrauchsstudie schockieren mich. Sie machen mich fassungslos. Die Opfer des Missbrauchs waren diesem offensichtlichen Versagen der kirchlichen Strukturen über Jahre hilflos ausgesetzt." Der Prozess der Aufarbeitung müsse mit aller Konsequenz weitergehen.
Ein Sprecher des Bundes der Vertriebenen (BdV) sagte auf Anfrage in Bonn, Zollitsch habe sich bislang nicht an den Zusammenschluss gewandt. Der BdV hatte den Erzbischof 2008 mit seiner Ehrenplakette geehrt; sie ist die höchste Auszeichnung des Verbandes. Zollitschs Familie stammt aus Donauschwaben.
Hintergrund der Rückgabe der Auszeichnungen ist der in dieser Woche veröffentlichte Freiburger Missbrauchsbericht, der Zollitsch Rechtsbrüche, Täterschutz und Vertuschung von sexualisierter Gewalt vorwirft. Ähnlich schweres Versagen wird im 600-seitigen Bericht Zollitschs Vorgänger Oskar Saier (1978-2002) attestiert. Beim amtierenden Erzbischof Stephan Burger (seit 2014) fanden die Autoren der Untersuchung keinen Hinweis auf Vertuschung. (tmg/KNA)
21.4., 15:05 Uhr: Ergänzt um Landesorden.