Parolin: Probleme mit Flüchtlingen in Südosteuropa sehen
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat Verständnis für die Probleme mehrerer Länder in Südosteuropa mit anhaltenden Flüchtlingsströmen angedeutet. Unmittelbar vor der zweiten Reise von Papst Franziskus nach Ungarn sagte der Chef der vatikanischen Außenpolitik am Donnerstag: "Wir weisen darauf hin, dass dieses Problem nicht nur Ungarn betrifft, sondern alle Länder der Region – insbesondere an der Außengrenze der EU, die mit zunehmenden Migrationsströmen aus Ländern mit Konflikten und extremer Armut konfrontiert sind."
Parolin forderte im Interview mit Vatican News, ganz Europa müsse "einen Weg finden, Verantwortung für jene zu übernehmen, die innerhalb seiner Grenzen ein besseres Leben suchen." Der Kardinalstaatssekretär führte weiter aus, die Kirche sei "besorgt über die Lage der irregulären Migranten entlang der Balkanroute; über die schwierige Lage, in der sich viele von ihnen befinden, zum Beispiel an der Grenze zwischen Ungarn und Serbien." Auch wenn viele der Menschen an der Grenze keine Kriegsflüchtlinge seien, sehe die Kirche sie dennoch als schutzbedürftig an. Sie müssten "mit dem Respekt behandelt werden, den sie als Menschen verdienen".
Mit Blick auf die Ukraine sagte Parolin: "Wir erleben derzeit die größte Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg." Er würdigte die Entscheidung der ungarischen Regierung, in dieser Lage die Grenzen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine offenzuhalten. Mehr als vier Millionen Menschen seien durch Ungarn geflohen und etwa 35.000 davon in Ungarn geblieben.
Papstbesuch ab Freitag
Von Freitag bis Sonntag besucht Papst Franziskus in die ungarische Hauptstadt Budapest. Höhepunkte sind eine Messe am Sonntag auf dem Kossuth-Platz vor dem Parlament und eine große Jugendveranstaltung in einer Sporthalle. Außerdem setzt der Pontifex soziale Schwerpunkte: Er trifft Armutsbetroffene sowie Flüchtlinge und besucht eine Sozialeinrichtung für blinde Kinder mit Behinderungen. Vorgesehen sind zum Auftakt außerdem Treffen mit Regierungschef Viktor Orban und Staatspräsident Katalin Novak.
Bereits im September 2021 hatte Papst Franziskus für wenige Stunden zur Abschlussmesse des Eucharistischen Weltkongresses Budapest besucht und schon damals unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter anderem Viktor Orban getroffen. Im April 2022 war der ungarische Regierungschef von Franziskus bei einer Audienz empfangen worden, bei der er den Pontifex offiziell nach Ungarn einlud. Beobachter machten politische Differenzen zwischen der ungarischen Regierung und dem Vatikan aus. Vor allem in der Migrationspolitik gab es in den vergangenen Jahren zwischen der von Papst Franziskus propagierten Linie und der restriktiven Politik der Orban-Regierung erhebliche Unterschiede. (cph/KNA)