Papst Franziskus kündigt Aufnahme ins römische Heiligenverzeichnis an

Vom IS ermordete koptische Märtyrer werden katholische Heilige

Veröffentlicht am 11.05.2023 um 14:01 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Die Ermordung 21 koptischer Christen durch islamistische Terroristen vor acht Jahren hat die ganze christliche Welt erschüttert. Für die Kopten waren sie schon lange heilig – nun will der Papst sie auch in der katholischen Kirche zu Heiligen machen.

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Die 2015 von der Terrorgruppe "Islamischer Staat" ermordeten koptischen Christen sollen künftig auch in der katholischen Kirche als Heilige verehrt werden. Papst Franziskus kündigte am Donnerstag bei seiner Begegnung mit einer koptischen Delegation an, dass er die 21 Märtyrer mit der Zustimmung des koptischen Papstes Tawadros II. in das "Martyrologium Romanum" als Zeichen der geistlichen Gemeinschaft aufnehmen werde. Mit der Aufnahme dürfen die koptischen Märtyrer auch in der katholischen Kirche liturgisch verehrt werden.

Als Gastgeschenk brachte Tawadros II. Franziskus eine Reliquie der 21 Märtyrer mit. "Es fehlen mir die Worte, um meine Dankbarkeit für das kostbare Geschenk einer Reliquie der koptischen Märtyrer auszudrücken, die am 15. Februar 2015 in Libyen getötet wurden", sagte Franziskus. Die Märtyrer seien nicht nur mit Wasser und Geist, sondern auch mit Blut getauft worden, "einem Blut, das für alle Anhänger Christi ein Same der Einheit ist".

In der koptischen Kirche wurden die ermordeten Christen bereits wenige Tage nach ihrem Tod von Tawadros II. in das Verzeichnis der heiligen Märtyrer aufgenommen. Der 15. Februar ist seither Gedenktag der "21 Märtyrer von Sirte". Schon 2021 hatte Papst Franziskus die Toten als "Heilige aller Christen, aller Konfessionen und christlichen Traditionen" gewürdigt.

Kopten und Katholiken feiern 50 Jahre theologischen Konsens

Die 21 Ermordeten wurden in der libyschen Hafenstadt Sirte entführt. 20 von ihnen waren namentlich bekannte koptische Christen, davon 13 aus dem Dorf Al Our in Oberägypten, wo seit 2018 eine ihnen geweihte Kirche steht. Das 21. Opfer stammte wohl aus Ghana. Ob er bereits getaufter Christ war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Berichten zufolge könnte er die sogenannte Bluttaufe erhalten haben: Demnach habe ihn die Standhaftigkeit seiner Mitgefangenen so beeindruckt, dass auch er das erzwungene Bekenntnis zum Islam ablehnte. "Ihr Gott ist auch mein Gott", habe er demnach bekannt. Seit urchristlicher Zeit glaubt die Kirche, dass auch Ungetaufte direkt in die Seligkeit Gottes gelangen, wenn sie für den christlichen Glauben ihr Leben lassen. Für die Kirche sind somit alle 21 Toten von Sirte unterschiedslos Märtyrer.

Papst Tawadros II. ist seit Mittwoch im Vatikan. Anlass des Besuchs ist der fünfzigste Jahrestag der ersten Begegnung eines katholischen Papstes mit dem koptisch-orthodoxen Patriarchen, der ebenfalls den Titel Päpst trägt. Bei dem Treffen im Jahr 1973 hatten die Päpste Paul VI. (1963–1978) und Schenuda III. (1971–2012) nach Jahrhunderten erfolgloser Gespräche eine Übereinkunft über einen grundlegenden theologischen Konsens der seit dem fünften Jahrhundert getrennten Kirchen erzielt. (fxn)