Geistlicher aus Bistum Dresden-Meißen hatte selbst darum gebeten

Missbrauchsbeschuldigter vom Papst aus Priesterstand entlassen

Veröffentlicht am 12.05.2023 um 15:51 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ Papst Franziskus habe dem "zum Wohl der Kirche" entsprochen: Ein Seelsorger aus dem Bistum Dresden-Meißen, dem sexuelle Übergriffe gegenüber Jugendlichen vorgeworfen werden, hatte selbst um seine Entlassung aus dem Klerikerstand gebeten.

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Ein unter aktuellem Missbrauchsverdacht stehender Priester des Bistums Dresden-Meißen ist von Papst Franziskus aus dem Klerikerstand entlassen worden. Der Seelsorger, dem sexuelle Übergriffe gegenüber Jugendlichen vorgeworfen werden, habe selbst darum gebeten, teilte das Bistum am Freitag in Dresden mit. Der Papst habe der Bitte "zum Wohl der Kirche" entsprochen. Die Entscheidung datiere auf den vergangenen Mittwoch. Der junge Mann war Ende Januar durch das Bistum vom Dienst freigestellt worden. Nach Kenntnis des Bistums laufe das eingeleitete staatliches Strafverfahren noch.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller erklärte auf Anfrage zur Einordnung: "Augenscheinlich handelt es sich hier um einen schwerwiegenden Fall, der dann auf die Bitte des Klerikers zur Entlassung aus dem Klerikerstand durch den Papst geführt hat. Dies dürfte nur möglich geworden sein, indem der Beschuldigte alles gestanden hat." Es gebe in der Kirchenrechtswissenschaft und auch in manchen kirchlichen Urteilen den Hinweis, dass die Entlassung aus dem Klerikerstand als kirchenrechtliche Höchststrafe einerseits bei wirklich schwerwiegenden Sexualstraftaten rechtlich zwingend sei. Andererseits verliere der zuständige Bischof aber damit die Kontrollmacht über den Kleriker, der ja auch angesichts des Alters in diesem Fall vielleicht auf Zukunft eine bleibende Gefahr für Kinder und Jugendliche darstellen könnte. "Dieses Dilemma bekommt man kirchenrechtlich kaum gelöst", sagte Schüller.

Das Bistum steht nach eigenen Angaben in enger Verbindung mit einer in dem Fall vom Missbrauch betroffenen Person. Die Pfarreien, in denen der Priester tätig war, würden zu den Ereignissen informiert. Auch mit dem Beschuldigten stehe man in Kontakt. Man wolle die Geschehnisse weiter aufarbeiten. (KNA)