Moskauer Kirchengericht verurteilt Priester nach Friedensgebet
Wegen eines Friedensgebets will die russisch-orthodoxe Kirche einem Geistlichen offenbar seine Priesterwürde aberkennen. Ein Moskauer Kirchengericht sprach sich laut örtlichen Medienberichten vom Freitag dafür aus, den Priester Ioann Kowal in den Laienstand zurückzuversetzen, weil er in einem Gottesdienst statt für den Sieg für den Frieden gebetet habe. Der orthodoxe Moskauer Patriarch und Ortsbischof Kyrill I. müssen der Strafe demnach noch zustimmen, damit sie in Kraft tritt.
Aus Anlass des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte der Patriarch im Herbst ein Gebet für die sogenannte "Heilige Rus" geschrieben. Das mittelalterliche Großreich Rus gilt als gemeinsamer Vorläuferstaat von Russland, der Ukraine und Belarus. In Kyrills Gebet heißt es: "Erhebe Dich, o Gott, zur Hilfe Deines Volkes und schenke uns mit Deiner Macht den Sieg." Kowal ersetzte bei einer Messe im Moskauer Stadtteil Ljublino das Wort "Sieg" durch das Wort "Frieden". Nachdem sich Gläubige beschwerten, suspendierte ihn das Kirchenoberhaupt Anfang Februar bis zum Abschluss des Disziplinarverfahrens vom Dienst.
Erzpriester: Geweigert, Anweisungen zu befolgen
Der stellvertretende Vorsitzende des Kirchengerichts, Erzpriester Wladislaw Zypin, sagte dem Portal "pravmir.ru", Kowal habe das Gebet geändert und sich bei einer Anhörung geweigert, die Anweisungen seiner Vorgesetzten zu befolgen. Das Gericht habe sich daher einstimmig für diese Strafe entschieden.
Das orthodoxe Moskauer Patriarchat unterstützt den Krieg gegen die Ukraine. Kyrill I. ist ein wichtiger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Großbritannien, Tschechien, Litauen, Kanada und die Ukraine verhängten Sanktionen gegen das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt. EU-weite Strafmaßnahmen gegen Kyrill I. scheiterten im Juni 2022 am Widerstand Ungarns. (KNA)