Ulmer Münster: Dauerhafte Trennung von Klischee-Königen
Einstimmig hat der Kirchengemeinderat der evangelischen Ulmer Münstergemeinde die Rückgabe der umstrittenen Scheible-Krippe beschlossen. Werde im Ulmer Münster eine Krippe gezeigt, solle sie zur Meditation und zum Lob Gottes anleiten und nicht Menschen durch die Darstellung einzelner Figuren herabsetzen, teilte das Münsterpfarramt am Montag im Ulm mit.
Im Herbst 2020 hatte es Streit um die Krippenfiguren gegeben. Weil insbesondere die Darstellung des schwarzen Melchior als klischeehaft, aus heutiger Sicht rassistisch und bis ins Groteske überzeichnet bewertet wurde, hatte der Kirchengemeinderat zunächst einstimmig entschieden, die Krippenfiguren ohne die Heiligen Drei Könige aufzustellen. "Nie wurde vom Kirchengemeinderat der kunstgeschichtliche Wert der Scheible-Krippe in Zweifel gezogen", sagt Pfarrer Peter Schaal-Ahlers. Es habe zu dem Konflikt mehrere Vorträge und eine Podiumsdiskussion gegeben.
Rückgabe an Stifterfamilie
Die Krippenfiguren hat der Ulmer Bildhauer Martin Scheible (1873-1954) in den 1920er-Jahren für den Haushalt der Familie Mössner angefertigt. Im Jahr 1992 hat die Mössner-Erbengemeinschaft die Krippe an die Münstergemeinde übergeben. Die Erbengemeinschaft wünschte sich, dass die Krippe jedes Jahr im Advent im Ulmer Münster ausgestellt wird.
Nachdem der Kirchengemeinderat diesem Wunsch nun nicht mehr nachkommen will, hat das Gremium einstimmig entschieden, die Scheible-Krippe wieder an die Stifterfamilie zurückzugeben. Albrecht Widmann schrieb als Vertreter der Mössner-Erbengemeinschaft an den Kirchengemeinderat: "Für uns war es eine Freude und ein besonderes Geschenk, jedes Jahr am 1. Advent unsere Krippe im Ulmer Münster sehen zu können und uns dann zu einem Familientreffen zusammenzufinden. Dafür danken wir der Münstergemeinde." (epd)