Bischöfe Neymeyr und Kramer: Wir bringen uns aktiv ein im Land
Trotz aller Krisen und sinkender Mitgliedszahlen wollen sich die Kirchen in Thüringen weiter aktiv in der Gesellschaft einbringen. Sie seien weiterhin die "größten zivilgesellschaftlichen Akteure" und "stark im karitativen und im Bildungsbereich", betonten die Bischöfe Ulrich Neymeyr (Bistum Erfurt, katholisch) und Friedrich Kramer (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland) am Wochenende in einem Doppelinterview der "Ostthüringer Zeitung".
Beide Bischöfe erklärten zugleich, für sie sei es keine Alternative, sich auf ihre kleiner werdende Kernklientel zu konzentrieren. "Wir wollen das, was uns wichtig ist, auch anderen anbieten und bringen uns fröhlich ein", sagte Neymeyr. Auch mit nur 7,5 Prozent Katholiken in Thüringen sei die Kirche weiter gefragt im gesellschaftlichen Disput: "So wollte die Landesärztekammer unsere Meinung hören zum assistierten Suizid. Unsere Haltung ist: Wir geben Hilfe im Sterben, aber nicht zum Sterben. Darüber hat ein guter Austausch stattgefunden." Es gebe immer die Gefahr, dass Kirche sich abkapsele, wenn sie unter Druck gerät, ergänzte Kramer: "Das tun wir nicht und das wollen wir nicht. Wir haben ein hohes Interesse an gesellschaftlichem Austausch."
Katholikentag im kleinen Bistum Erfurt
Ohne diesen Anspruch wäre auch nicht die Entscheidung gefallen, im kleinen Bistum Erfurt 2024 zum Katholikentag einzuladen oder auch Schulneubauten anzugehen, fügte Bischof Neymeyr hinzu: "Wir stellen beim Katholikentag die Zukunftsfrage. Wir wollen wissen: Was ist der Mensch – gerade auch in Zeiten der Künstlichen Intelligenz (KI). Und: Gebe Gott, dass der Krieg in der Ukraine 2024 zu Ende ist, dann würde man über eine europäische Friedensordnung diskutieren."
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Vom Katholikentag erwarte er, dass es auf vielfältige Weise zu Begegnung, Gespräch und Diskussion komme – gerade auch mit Nichtchristen: "Mir ist außerdem wichtig, dass der Katholikentag wieder einmal in einem neuen Bundesland stattfindet, weil viele Westbürger nicht wissen, wie wir hier ticken. Diese gesellschaftliche Diskussion gibt es auch innerhalb der Kirche."
Kramer erklärte dazu, er freue sich, dass das Bistum Erfurt zum Katholikentag eingeladen hat "und dass Ökumene hier ganz selbstverständlich ist". Neymeyr erwiderte: "Ich will es ganz klar sagen, wir hätten nicht einladen können, hätten nicht die evangelischen Christen gesagt: Wir machen da mit. Insofern wird es eher ein Christentag als ein Katholikentag."
"Kommen Sie, erleben Sie gelebte Ökumene"
Zum Thema Missbrauch sagte Bischof Neymeyr, er biete Betroffenen immer Gespräche an, die auch gut angenommen würden: "Meist laden sie mich zu sich nach Hause ein. Es tut ihnen gut, dass ein Vertreter der Kirche kommt und sagt, dass ihnen himmelschreiendes Unrecht geschehen ist. Und dass früher mit Beschuldigungen auch nicht richtig umgegangen worden ist."
Am Sonntag wiederholte Bischof Neymeyr gemeinsam mit der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, zum Abschluss des evangelischen Kirchentags in Nürnberg seine Einladung zum Katholikentag in Erfurt. "Kommen Sie, erleben Sie gelebte Ökumene", so der Bischof. Er fügte hinzu: "Unterstützen Sie uns in unserem christlichen Glaubenszeugnis."
Der Katholikentag findet vom 29. Mai bis zum 2. Juni 2024 statt und steht unter dem Leitwort "Zukunft hat der Mensch des Friedens". Stetter-Karp betonte: "Als Christinnen und Christen ist es uns aufgegeben, Frieden zu stiften, wo immer es möglich ist". Der Katholikentag wolle Frieden "politisch, gesellschaftlich und kirchlich stark" machen. (cbr/KNA)